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Mitteilungen


23.08.2018

Programmvorschau zur 22. Ausgabe der Internationalen Kurzfilmtage Winterthur

Filmhistorisches, Zeitgenössisches und eine gehörige Portion britischer Humor: Das diesjährige Programm der Kurzfilmtage ergründet das vielfältige Filmschaffen Grossbritanniens, wirft einen Blick auf die bewegte Geschichte Georgiens und präsentiert experimentelle Videowerke des renommierten kanadischen Künstlers Mike Hoolboom. Weitere kuratierte Programme ehren den legendären schwedischen Regisseur Ingmar Bergman und lassen Walt Disneys Zeichentrickserie «Silly Symphonies» in neuem Glanz erstrahlen.

Grosser Fokus: This Is Britain
Britische Kurzfilme zählen seit Jahrzehnten zu den kreativsten und vielseitigsten weltweit. Mit ihrem Humor, ihrer Bissigkeit und ihrem unverblümten Blick auf gesellschaftliche Realitäten haben sie auch in Winterthur immer wieder Aufsehen erregt. Zwei Jahre nach der Brexit-Abstimmung präsentieren die Kurzfilmtage eine filmische Bestandsaufnahme einer Nation im Umbruch und werfen einen Blick zurück auf eine bewegte Filmgeschichte.

Der Grosse Fokus: This Is Britain umfasst neun Programme von eindrücklicher Vielfalt: It’s a Free Cinema zollt den britischen Werken der 1950er Jahre Tribut. British Classics zeigt prägende Kurzfilme des sozialen Realismus von international renommierten Regisseuren wie Mike Leigh oder Andrea Arnold. The Kids Are Alright zeigt nicht nur den Schritt junger ProtagonistInnen in die Erwachsenenwelt, sondern auch ihre Sicht auf soziale Probleme. Die Filme in The Female Gaze werfen einen weiblichen Blick auf feministische, aber auch postkoloniale Themen. Nature and Its People beleuchtet das vielschichtige Verhältnis zwischen Mensch und Natur, während You’ll Never Walk Alone Momentaufnahmen zwischen Nationalismus, Patriotismus und Fussball festhält. Scotland: «To see oursels as ithers see us!» widmet sich den Schotten und deren Aussenwahrnehmung. Eine Zusammenführung geschieht im Programm Films in Dialogue, einer Screening-Reihe, welche die Arbeiten der Film-Künstler Luke Fowler und Alia Syed verbindet. The Silly Side of Life lotet die Grenzen des absurden und schwarzen Humors aus, der niemandem mehr als den Briten zugeschrieben wird.

Person im Fokus: Mike Hoolboom
Mike Hoolboom gilt als einer der produktivsten experimentellen Filmemacher Kanadas – seit 1980 hat er über 100 Filme und Videos in diversen Längen und Formaten produziert. Zwei seiner Werke, «Frank's Cook» und «Letters from Home», wurden am Toronto International Film Festival ausgezeichnet. In den 1980er Jahren wurde bei Hoolboom HIV diagnostiziert, was seine filmische Tätigkeit stark beeinflusst hat. Homosexualität, Sexualität, Aids, Tod und Liebe sind Themen, die immer wieder ins Zentrum seiner Arbeit rücken. An den Kurzfilmtagen gewährt Hoolboom Einblick in sein künstlerisches Schaffen und zeigt mit Ventriloquisms und upernatural Powers zwei experimentelle Programme, die er eigens für das Festival kuratiert hat.

Land im Fokus: Georgien
Im geografischen Grenzbereich zwischen Europa und Asien gelegen, hat sich in Georgien ein Filmschaffen entwickelt, dessen Sprache zugleich einzigartig und international erfolgreich ist. Die Kurzfilmtage erkunden in drei Programmen den georgischen Film und beleuchten so die soziale und politische Geschichte des Landes. Das Programm Georgian Rebels präsentiert drei Filme aus den 1960er Jahren – dem goldenen Zeitalter des georgischen Films – von namhaften Regisseuren: Giorgi Schengelaia, Otar Iosseliani und Mikheil Kobakhidze.

1991 erklärte Georgien der Sowjetunion die Unabhängigkeit; die daraus resultierenden Kriege in zwei separatistischen Gebieten, Bürgerkriege und Wirtschaftskrisen brachten die Kurzfilmproduktion in den 1990er Jahren praktisch zum Erliegen. Die beiden zeitgenössischen Programme Impressions of Home und Recording Georgia fokussieren auf Werke junger, oft weiblicher Regisseurinnen seit der Jahrtausendwende und beleuchten familiäre Beziehungen gleichermassen wie die anhaltenden politischen Spannungen.

Weitere kuratierte Programme: Bergman Revisited, Disney's Animated Technicolor, Züri Shorts
Am 14. Juli 2018 hat sich der Geburtstag des schwedischen Regisseurs Ingmar Bergman, welcher 1997 bei den Filmfestspielen in Cannes als «Bester Filmregisseur aller Zeiten» geehrt wurde, zum 100. Mal gejährt. Das Programm Bergman Revisited zeigt Filme von sechs schwedischen FilmemacherInnen der Gegenwart, welche den Einfluss Bergmans auf ihr Filmschaffen thematisieren. Entstanden sind sehr unterschiedliche Filme, vom bergmanesken Drama bis hin zum satirisch kritischen Animationsfilm.

1929 liess sich Walt Disney vom amerikanischen Komponisten Carl Stalling überzeugen, neben seiner Mickey-Mouse-Reihe eine zweite Zeichentrickserie zu lancieren. Dabei sollte, anstelle wiederkehrender Figuren, die visuelle Umsetzung von Musik im Vordergrund stehen – die «Silly Symphonies» waren geboren. Das Programm Disney’s Animated Technicolor widmet sich dem damals revolutionären Dreifarben-Verfahren Technicolor No. 4 und zeigt in restaurierter und digitalisierter Fassung eine Auswahl von Disneys frühen Meisterwerken, die als filmhistorische Meilensteine gelten.

Bereits zum zweiten Mal erhält der Zürcher Kurzfilm eine eigene Plattform. Die Züri Shorts zeigen, was das lokale Filmschaffen zu bieten hat. Die selektionierten Werke sind zudem automatisch auch für den Winterthurer Kurzfilmpreis nominiert.

Virtual Reality Cinema
Im VR Cinema schaut man Filme nicht nur, sondern ist mittendrin im Geschehen. Nach erfolgreicher Lancierung im letzten Jahr schicken die Kurzfilmtage das Publikum wiederum im Kollektiv auf Entdeckungsreise in den virtuellen Raum. In drei Programmen werden einige der innovativsten und faszinierendsten VR-Filme der Gegenwart gezeigt. Kuratiert werden diese Programme durch das Geneva International Film Festival (GIFF), für welche die Kurzfilmtage im Gegenzug das Kurzfilmprogramm zusammenstellen. Die enge Zusammenarbeit der beiden Veranstaltungen soll sowohl für Schweizer als auch internationale Filmschaffende ein positives Zeichen setzen und zu mehr Austausch anregen.

Kinder- und Jugendprogramme
Jugendvermittlung ist ein wichtiges Anliegen der Kurzfilmtage. Die zwei spezifisch für Jugendliche ab 12 resp. 16 Jahren zusammengestellten Programme zeigen aktuelle Filme, die von Jugendlichen und Teammitgliedern der Kurzfilmtage gemeinsam ausgewählt wurden. Sie präsentieren ein breites Spektrum des gegenwärtigen Kurzfilmschaffens, geben Einblick in eine vielfältige Filmkultur jenseits von Instagram-Stories und Cat-Content und können sowohl als Schulklasse als auch privat besucht werden. Eine Jugendjury zeichnet den besten Film aus den beiden Programmen mit dem Jugendfilmpreis aus.

www.kurzfilmtage.ch