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Mitteilungen


26.01.2019

Braucht die Schweiz ein Swissflix?

Das Bundesamt für Kultur informiert im Fernsehen SRF, dass der Bund eine eigene Streaming Plattform für Spiel- und Dokumentarfilme plane, um zu verhindern, dass Schweizer Filme in Vergessenheit geraten. Das Anliegen des Bundesamtes für Kultur ist sehr begrüssenswert, existiert doch in der Schweiz mit der Cinémathèque eine wichtige Fachstelle, welche die Siche- rung des Schweizer Filmerbes auch garantiert.

Sehr überrascht sind wir aber darüber, dass der Bund Filme gratis anbieten will. Der Bund scheint dabei zu vergessen, dass es sich beim Film um eine noch junge Kunst handelt. Es gibt heute nämlich noch kaum Werke, welche unentgeltlich angeboten werden können. Nach dem vom Bund erlassenen Urheberrechtsgesetz sind nämlich auch Filme urheberrechtlich geschützt und zwar bis 70 Jahre nach dem Tod der Urheberin resp. des Urhebers. Welche Filme will der Bund also auf Swissflix gratis anbieten? Auch alte Filme wie „Die letzte Chance“ von Leopold Lindtberg oder „Gilberte de Courgenay“ von Franz Schnyder geniessen noch lange urheber- rechtlichen Schutz. Franz Schnyder ist 1993 gestorben, Leopold Lindtberg 1984. Wir können uns nicht vorstellen, dass der Bund ernsthaft dem heutigen Trend der Gratiskultur folgen will und Rechtsverletzungen beabsichtigt. Heute gibt es nicht nur in der Schweiz, sondern auch in den Nachbarländern erhebliche Probleme mit Piraterie. Der Bund will sich kaum da in eine Reihe einbringen.

Der SFP unterstützt den Wunsch des Bundesamtes für Kultur, dass in der Schweiz eine Platt- form entstehen sollte mit allen Schweizer Filmen. Allerdings muss das Angebot unsere Rechts- ordnung einhalten und dazu gehören faire Preise. Die Idee, Werke unentgeltlich anbieten zu wollen, ist befremdlich. Das Kulturgut Film ist etwas wert und Konsumentinnen und Konsumen- ten sind auch bereit, dafür etwas zu bezahlen. Etwas anderes wäre es bei Filmen, die der Bund vollumfänglich finanziert. Nach unserem Wissen aber gibt es das nicht. Statistisch beteiligt sich der Bund durchschnittlich mit 30% am Schweizer Anteil von Spiel- und Dokumentarfilmen. Dank dieser wichtigen und zentralen Unterstützung können in der Schweiz weiterhin Filme produziert werden. Wichtig nach der Herstellung des Filmes ist es aber auch, dass ein Film im Kino, im Fernsehen oder Online ausgewertet werden kann, damit die nicht gedeckten Herstellungskos- ten refinanziert werden können.

Um die Visibilität von Filmen zu verbessern, braucht es eine vielfältige Auswertung im Kino, im Fernsehen und Online. Dabei ist es zentral, dass der Bund Grundlagen schafft, damit der Schweizer Film auf allen Kanälen präsent ist: Mindestens 20% des Angebotes in der Schweiz muss aus Schweizer Filmen bestehen. Weiter ist es notwendig, dass der Schweizer Film auch in Europa wieder existiert. Leider kann die Schweiz gegenwärtig nicht mehr am europäischen Förderprogramm Creative Europa – MEDIA teilhaben. Wir hoffen, dass dies bald wieder mög- lich sein wird, denn sonst wird der Schweizer Film europäisch stark marginalisiert.

Bern, 23. Januar 2019

Schweizerischer Verband der FilmproduzentInnen