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Von dunklen Archivräumen auf leuchtende Bildschirme

Medienmitteilung Filmo
10. Februar 2022

Filmo digitalisierte über 100 Schweizer Filmklassiker wie «Vollmond», «Magic Matterhorn» oder «Tanz der blauen Vögel», die ansonsten in den Archivräumen in Vergessenheit geraten wären. Die 12. Staffel zeigt ebenfalls den Director’s Cut von Fredi M. Murers «Vollmond».

In Zusammenarbeit mit Partnern wie der Cinémathèque suisse wählt Filmo aus den Archiven Schlüsselwerke des einheimischen Filmschaffens aus und macht sie digital zugänglich. In der kürzlich veröffentlichten 12. Staffel der Online-Edition werden neun Schweizer Filmklassiker aus den Jahren 1954 bis 2010 präsentiert. Ausserdem bringt Filmo einen «Director’s Cut» mit der gekürzten und neu montierten Fassung von «Vollmond» von Fredi M. Murer heraus. 

 

Motive von Heimat

 

Das Schweizer Filmerbe zeigt sich auch in der 12. filmo-Staffel in all seinen Facetten. Da stehen urbane neben ländlichen Milieus, Schauspiel-Ikonen neben Regielegenden, Blicke in die Vergangenheit neben Zukunftsvisionen. Mit Franz Schnyders «Uli der Knecht» und «Uli der Pächter» sind zwei Strassenfeger aus den 1950er-Jahren endlich im Streaming und in 4k UHD verfügbar und Publikumsliebling Liselotte Pulver spielt auch in «Brot und Steine» (1979) gross auf. Regisseurin Lisa Fässler legt in ihrem so radikalem wie scharfsinnigen Essay «Tanz der blauen Vögel» die vielen Schichten politischer Identitätsbildung frei und Anka Schmid befragt in «Magic Matterhorn» zeitgenössische Vorstellungen von Heimat – Popkultur und Klischees inklusive. Die glanzvolle Geschichte des legendären Grand Hotel Brissago lässt Isa Hesse-Rabinovitch in «Geister & Gäste» wieder aufleben, während Beatrice Michel mit «Klingenhof» einem einfachen Innenhof im Zürcher Kreis 5 ein Denkmal setzt und Gitta Gsell mit «Bödäla – Dance the Rhythm» beweist, dass es sich überall tanzen lässt.

 

Fredi M. Murers «Vollmond» als Director’s Cut:

Fridays for Future, avant la letter

 

Als Fredi M. Murer «Vollmond» 1998 ins Kino brachte, hatte der Spielfilm nichts mehr mit seinem ursprünglichen Projekt eines dialektischen Doppelfilms gemeinsam. Finanzierungslücken führten zu Kompromissen und zu einem zwar abgespeckten, doch insbesondere für heutige Sehgewohnheiten überlangen Werk von zweieinhalb Stunden. Nach einem respektablen Kassenerfolg verschwand eine 35mm-Kopie im Kühlraum der Cinemathèque suisse – bis filmo anregte, die surrealistische Parabel für die Online-Edition zu digitalisieren.

 

«Das machte für mich aber nur Sinn, wenn ich bei dieser Gelegenheit einen Director’s Cut vornehmen konnte», erklärt Regisseur Fredi M. Murer seine Motivation. «Ich habe nun diverse dramaturgische Nebenschauplätze und Murksereien elegant rückgängig gemacht. Mit der zeitlichen Distanz von 25 Jahren konnte ich so frei und unbelastet wie ein Fremder an das geschnittene Filmmaterial von damals herangehen. Ich habe ganze Sequenzen weggelassen und den Schnitt generell beschleunigt. Entsprechend ist der Film nun 35 Minuten kürzer. Damit kam auch eine neue Dramaturgie ins Spiel. Ich würde von Reduktion und Verdichtung sprechen.»

 

Die Geschichte handelt von zwölf Kindern, die in allen Schweizer Landesteilen bei Vollmond spurlos verschwinden. Sie werden nur zurückkehren, wenn die Erwachsenen ihren Lebensstil komplett verändern und zu den natürlichen Ressourcen für künftige Generationen Sorge tragen. «Heute wirkt ‘Vollmond’ auf gespenstische Weise utopisch auf mich», sagt Fredi M. Murer zu seinem Drehbuch. «Nicht, weil mir die radikale Forderung der Kinder an uns Erwachsene utopisch erscheint, sondern weil sich in den vergangenen 25 Jahren im Denken und Handeln gegenüber der Umwelt überhaupt nichts Substanzielles verändert hat. ‘Vollmond’ kam erst kurz vor der Jahrtausendwende ins Kino. Heute geht die Klimajugend mit ihren Fridays for Future auf die Strasse. Mit etwas Fantasie und Goodwill könnte man in ‘Vollmond’ einen Vorboten dieser Bewegung sehen.»

 

Schweizer Filme neu entdecken

 

Mit der am 3. Februar lancierten 12. filmo-Staffel zählt die Online-Edition von Filmo insgesamt 118 Filme. Die Filme können bei verschiedenen Diensten wie blue TV, AppleTV, Sky, upc OnDemand, Cinefile, eyelet, filmingo, Daily Movies und myfilm.ch gestreamt werden. Eine Auswahl der Online-Edition gibt es auch auf Play Suisse, der Schweizer Streaming-Plattform.

 

Die 12. Staffel auf einen Blick

 

Uli der Knecht, 1954, Franz Schnyder, Spielfilm

Uli der Pächter, 1955, Franz Schnyder, Spielfilm

Brot & Steine, 1979, Mark M. Rissi, Spielfilm

Geister & Gäste, 1989, Isa Hesse-Rabinovitch, Essay

Tanz der blauen Vögel, 1993, Lisa Fässler, Essay

Magic Matterhorn, 1995, Anka Schmid, Essay

Vollmond, 1998 / 2022 (Director’s Cut), Fredi M. Murer, Spielfilm

Klingenhof, 2005, Beatrice Michel, Dokumentarfilm

Bödäla – Dance the Rhythm, 2010, Gitta Gsell, Dokumentarfilm

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