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Mitteilungen


19.03.2024

VdR–Industry 2024: eine Bühne für laufende Filmprojekte


Visions du Réel freut sich, die ausgewählten Projekte für das VdR–Industry, dem Programm für das Fachpublikum, sowie dessen renommierte Jurys vorzustellen, die Branchenpreise im Gesamtwert von 80.000 CHF vergeben werden. Mit seinem prallen viertägigen Programm bietet VdR–Industry eine einzigartige Gelegenheit, Filmschaffende in einem anregenden und produktiven Umfeld mit Finanzierungs- und Vertriebspartnern zusammenzubringen. VdR–Industry findet – eingebettet in das Publikumsfestival Visions du Réel – unter der neuen Leitung von Alice Burgin vom 14. bis 17. April statt.

In diesem Jahr wurden insgesamt 29 Projekte für die vier Kategorien VdR–Pitching, VdR–Work In Progress, VdR–Rough Cut Lab und VdR–Development Lab ausgewählt. Bei den Showcase- und Pitching-Veranstaltungen werden 15 in der Entwicklung befindliche Projekte im Rahmen von VdR– Pitching sowie sechs kurz vor Abschluss stehende Projekte bei VdR–Work In Progress vorgestellt. Für das VdR–Rough Cut Lab und für das VdR–Development Lab wurden jeweils 4 Projekte ausgewählt. Mit einer Zunahme der Projekteinreichungen für das diesjährige Industry-Programm von 48 % und Bewerbungen aus mehr als 108 Ländern spiegelt die Auswahl für 2024 die Vielfalt eines wahrhaft internationalen Kinos wider. Insgesamt wurden Filme aus 30 Ländern und dreizehn Erstlingswerke ausgewählt. Bei der Hälfte der Projekte führten Frauen Regie oder Co-Regie und an dreizehn Projekten waren auch Filmschaffende und Produktionsfirmen aus Ländern mit geringer Filmproduktion beteiligt.

„Die Vielfalt des diesjährigen Industry-Programms spiegelt nicht nur die filmischen und ästhetischen Werte wider, die Visions du Réel als Festival leiten, sondern auch die heutige Welt, die sich ständig weiterentwickelt und mit der wir uns auseinandersetzen müssen“, erklärt Alice Burgin, Leiterin des Industry-Programms. „Die diesjährigen Projekte sind frisch, aufregend und von einer Brisanz, die wir nicht ignorieren können. Sie suchen nach möglichst originellen und wirkungsvollen gestalterischen Ansätzen, um die Vergangenheit aufleben zu lassen, die Gegenwart kritisch zu hinterfragen und mutig in eine ungewisse Zukunft zu blicken“.

Die 29 einzigartigen Perspektiven reichen von einer persönlichen Geschichte der kulturellen Wiedergutmachung über die Schliessung einer alten psychiatrischen Klinik bis hin zu einem chinesischen Cricket-Team, das in Italien von einem Pakistani trainiert wird. Sie alle spiegeln auf einmalige Weise eine sich ständig verändernde Welt wieder. Krieg, Vertreibung und ihre anhaltenden Folgen sind in der diesjährigen Auswahl leider allgegenwärtig. Zwei neue Projekte bieten eine Insider-Perspektive auf den andauernden Konflikt in der Ukraine, ein Dokumentarfilm untersucht die generationenübergreifenden Auswirkungen des Exils auf palästinensische Familien, während sich ein weiterer mit den anhaltenden Herausforderungen beschäftigt, mit denen Jugendliche unter den Nachwirkungen der Nordirland-Konflikte aufwachsen. Auch Väter (und Grossväter) sind ein immer wiederkehrendes Thema, wenn es darum geht, universelle Fragen wie die Krise der Männlichkeit, häusliche Gewalt, religiöser Extremismus, Wirtschaftsmigration und das Erbe des Kolonialismus zu erörtern. Wenn von Grenzauslotung die Rede ist, darf der Weltraum in seiner Faszination nicht unerwähnt bleiben. Zwei neue Projekte erforschen die Anziehungskraft des Unbekannten. Während To the Moon and Back einen Blick auf die nächste Generation von Analog-Astronauten und - Astronautinnen wirft und dabei einen noch nie dagewesenen Einblick in das ehrgeizige Raumfahrtprogramm der EPFL Lausanne (Asclepios) gewährt, erkundet Shifting Baselines die seltsamen Geschehnisse in Boca Chica, USA, der neuen Heimat von Elon Musks SpaceX Star Base.

 

Heimkehr der Ehemaligen

Die diesjährige Auswahl spiegelt die langjährigen Beziehungen wider, die VdR–Industry mit den Filmschaffenden unterhält, und freut sich, folgenden Künstlerinnen und Künstler erneut begrüssen zu dürfen:

  • Mehran Tamadon (My Worst Enemy, Visions du Réel 2023; Iranian, VdR 2014; Bassidji, VdR 2009) präsentiert sein neuestes Projekt The Last Days of the Hospital (TS Productions & Box Productions). Tamadans bisher radikalstes Projekt ist ein Experiment zur Selbstverwaltung einer psychiatrischen Klinik während dessen letzten Tage. Eine filmische und therapeutische Erfahrung mit den Patienten und Patientinnen, die viel über die aktuelle Situation der öffentlichen Krankenhäuser in Frankreich aussagt.

  • Nach dem Erfolg von A Marble Travelogue (Visions du Réel 2022) kehrt Sean Ali Wang mit Pratopia (MUYI Film) zurück. Aus der Perspektive eines chinesischen Pianisten der zweiten Generation aus Wenzhou, eines pakistanischen Cricket-Mannschaftskapitäns und Kleinunternehmers sowie eines jungen italienischen Links-Aktivisten beleuchtet der Film die miteinander verwobenen Schicksale dreier ethnischer Gruppen inmitten des Aufstiegs und Niedergangs der Textilindustrie im italienischen Prato.

  • Für Fixing the War (Moon Man & Plainsong Films) arbeitete der ukrainische Regisseur Vadym Ilkov (My Father Is my Mother's Brother, Visions du Réel 2018) mit Clare Stronge zusammen. Die beiden zeigen uns, welche Schlüsselrolle ukrainischer News-„Fixer“ für die Berichterstattung spielen und mit welchen Herausforderungen sie konfrontiert sind, wenn ihr Krieg aus den Schlagzeilen verschwindet.

  • Die Regisseurin von Malqueridas (VdR–Industry 2021, 2023 Settimana internazionale della critica, IDFA) Tana Gilbert kehrt mit ihrem neuesten Projekt Burning Daddy (Errante & Dirk Manthey Film) zu VdR–Industry zurück. Durch die Rekonstruktion einer Familiengeschichte reflektiert sie die komplexe Form von Vaterschaft im postdiktatorischen Chile.

  • Charles Fairbanks (The Modern Jungle, Visions du Réel 2016) arbeitet zusammen mit der Produzentin Lucila Moctezuma an der neuen Coming-of-Age-Dokumentation She Wrestles (She Wrestles Documentary), die anhand von Amerikas am schnellsten wachsendem Hochschulsport das sich verändernde Gesicht der ländlichen Staaten erkundet und zeigt, wie junge Frauen Sinn und Gemeinschaft in unserer komplexen Welt finden.

  • Gianluca Matarrese (Il posto – A Steady Job, Visions du Réel 2022) stellt sein neuestes Projekt GEN_ (Bellota Films & Stemal Entertainment) vor, das einen umstrittenen Mailänder Arzt begleitet, der sich mit zeitgenössischen medizinischen Themen wie Reproduktive Rechte bis hin zu Geschlechtsumwandlungen bei Jugendlichen auseinandersetzt.

  • Das ukrainische Filmkollektiv Tabor, das im vergangenen Jahr mit seinem Projekt The Days I Would Like to Forget den Industry Award von vision sud est gewonnen hat, ist zurück mit Listening to the World von Yelizaveta Smith, einem zärtliches Familienporträt, das Taubheit und Behinderung in Kriegszeiten erkundet.

  • Für das VdR–Rough Cut Lab präsentiert Karim Kassem (Only the Winds, Visions du Réel 2021) seine jüngste Meditation über Abschied in Moondove (Screen Productions), während Philip Cartelli (Slow Return, Visions du Réel 2021) in The Second Death (Nusquam) eine spielerische Untersuchung über eine Bande von Anarchisten vorlegt, die behaupten, Trotzkis Asche gestohlen und damit Kekse gebacken zu haben.

 

Erstlingswerke und schweizer Produktionen

Neben den wiederkehrenden Talenten ist Visions du Réel ein Leuchtturm für die Förderung neuer Talente aus der ganzen Welt. Das diesjährige Industry-Programm umfasst dreizehn Erstlings- Dokumentarfilme. Magnetic Letters, On the Way, The Shadow of Yolüja und To the Moon and Back in Pitching, Flood, The Myth of Mahmoud, At Least to See the Ocean und Beyond the Fold bei Work in Progress. Das Rough Cut Lab zeigt Tau und Cuitá, Stone from the Sky, während das Development Lab Leaf Remnants, My Grandparents' Window Overlooks a Cemetery und The Unlikely Hero präsentiert.

Zu diesen Debütanten gehört auch das Produktionsteam von Kijora Film (In Ukraine, Visions du Réel 2023; 1970, Visions du Réel 2021; An Ordinary Country, Visions du Réel 2020), das mit dem Filmdebüt von Natalia Dołgowska (On the Way) zurückkehrt, in dem sie die Auswirkungen des Massentourismus auf das polnische Tatragebirge vor dem Hintergrund des Klimawandels untersucht. Der Produzent Pablo Lozano führt zum ersten Mal Regie beim hybriden Dokumentarfilm At Least to See the Ocean (La Felicidad), der bei VdR–Work in Progress vorgestellt wird. Die beiden palästinensischen Regisseurinnen Mayar Hamdan und Shaima Al Tamimi untersuchen in The Myth of Mahmoud (Y2P Studios) die Komplexität von Zugehörigkeit und Identität. Katy Scoggin schliesslich ist vor allem für ihre langjährige Zusammenarbeit mit der Regisseurin, Produzentin und Künstlerin Laura Poitras bekannt, unter anderem als Kamerafrau für den Oscar-prämierten Film Citizenfour. Mit Unterstützung von Poitras als Produzentin richtet Scoggin 2024 die Kamera auf sich selbst und untersucht in Flood (Archelon Films) ihre komplexe Beziehung zu ihrem evangelikalen Vater.

Trotz der Auswahl von Filmen aus der ganzen Welt bleibt VdR–Industry tief in der heimischen Filmindustrie verwurzelt. Das VdR–Pitching Forum freut sich daher, drei Schweizer Produktionsfirmen im Koproduktionsmarkt zum Pitching zu begrüssen: Intermezzo mit ihrem neusten Projekt Totemic, dem Soloregiedebüt von Stéphanie Barbey, Rita Productions mit To the Moon and Back (Elisa Gómez Alvarez) und Box Productions mit The Last Days of the Hospital (Mehran Tamadon, in Koproduktion mit TS Productions).

 

Jury begrüsst neue Gesichter bei Visions du Réel

Für im Rahmen von VdR–Pitching und VdR–Work In Progress präsentierte Projekte werden Auszeichnungen mit insgesamt über 80.000 CHF in Form von Geld- und Sachleistungen vergeben. Die Industry Jury 2024 begrüsst drei neue Gesichter beim Festival: Rémi Burah, CEO und Mitglied des Auswahlkomitees von ARTE France Cinema, Lisa Kleiner Chanoff, Mitbegründerin von Catapult Film Fund, und Kristy Matheson, Festivalleiterin des British Film Institute. Die Eurimages Jury, die den begehrten mit 20.000 Euro dotierten Eurimages-Preis für die Entwicklung von Koproduktionen vergibt, setzt sich zusammen aus Eleni Chandrinou, Produzentin und nationale Vertreterin Griechenlands beim Europarat, Susana Santos Rodrigues, Co-Leiterin beim IndieLisboa International Film Festival, und Vadim Jendreyko, Produzent bei Mira Film. Die visions sud est-Jury schliesslich, die den mit 10.000 CHF dotierten Preis an ein Projekt aus dem globalen Süden vergibt, setzt sich zusammen aus Zsuzsi Bánkuti, Leiterin von Open Doors des Locarno Film Festival, Meret Ruggle, Co- Direktorin von Trigon-film, und John Canciani, künstlerischer Leiter der Internationalen Kurzfilmtage

(Pressemitteilung)