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FILMAR: 25 Jahre lateinamerikanisches Kino

Alexandre Ducommun
16. November 2023

Vania Aillon, Direktorin und künstlerische Leiterin des Festivals FILMAR © Festival FILMAR

Heute beginnt die 25. Ausgabe des Festivals für lateinamerikanische Filme FILMAR. Zehn Tage lang bespielt das Festival verschiedene Genfer Kinos sowie Säle der umliegenden Gemeinden, um dem Publikum eine Auswahl von rund 60 Filmen zu präsentieren, darunter 35 Vorpremieren. Interview mit Vania Aillon, der Direktorin und künstlerischen Leiterin des Festivals.

Das Festival FILMAR soll ein Ort der Begegnung zwischen dem Publikum und seinen Gästen sein. Was tun Sie, um diesen Austausch zu fördern?

In diesem Jahr zeigt FILMAR 60 Filme, darunter 35 Vorpremieren. Wir möchten während des Festivals Entdeckungen ermöglichen, aber auch Raum für die Wiederaufführung von Filmen lassen, die zwar anderswo gelaufen sind, denen es aber noch an Sichtbarkeit in den Kinos fehlt. Das Angebot der Festivals, im Kino Filme zu zeigen, die anderswo nicht zu sehen sind, ermöglicht es bereits, verschiedene Publikumsschichten zusammenzubringen. Und damit das Festival ein Ort der Begegnung ist, muss man beim Programm an das Publikum denken: «Für wen ist dieser Film?». Ich stelle mir das Programm gerne als die Summe vieler Geschenke vor, die man verschiedenen Zielgruppen macht. Ich kann an meine Mutter oder ihre Freunde denken, aber auch an meine lateinamerikanischen Nachbarn und mich fragen, wie ich es schaffe, über die Filme Menschen zusammenzubringen. Zweitens ist die Besonderheit von FILMAR, dass wir von multikulturellen Städten wie Genf profitieren, in denen die hispanischen Sprachen besonders stark vertreten sind. Jeder hat Freunde und Freundinnen, die in irgendeiner Weise mit Lateinamerika verbunden sind. Es gibt Leute, die seit 25 Jahren zu FILMAR kommen.


Von den sieben Sektionen, die FILMAR anbietet, sind zwei politisierten Werken gewidmet. Die erste zeugt von aktuellen politischen Kämpfen auf dem Kontinent, während die zweite den Lebensweg von «queeren» Menschen inmitten konservativer Gesellschaften nachzeichnet. Ist dieser militante Schwerpunkt des Programms eine Vorliebe des Festivals oder eine Antwort auf ein verbreitetes engagiertes lateinamerikanisches Kino?

Das lateinamerikanische Kino ist tief in der sozialen und politischen Realität des Kontinents verwurzelt. Bei den Filmemachern, auch der jüngeren Generation, findet man oft das Bedürfnis, solchen politischen Stimmen Rechnung zu tragen. Es wäre jedoch falsch, das lateinamerikanische Kino darauf zu reduzieren. Es gibt auch eine ganze Reihe von Autorenfilmen, wie Amat Escalantes «Perdidos en la noche», der einen politischen Kontext nutzt, aber daraus einen Thriller, einen Spannungsfilm macht. Es ist ein Anliegen von FILMAR, politischen und engagierten Filmen Sichtbarkeit zu verleihen und sie hier zu zeigen. Politische Dokumentarfilme und Autorenfilme ins Programm zu nehmen oder auch Aktivisten einzuladen, ist eine Art, auf mehreren Ebenen zu spielen und die Dinge miteinander in Verbindung treten zu lassen.


Wie können Sie die Vielfalt der Produktionen und der Länder Lateinamerikas durch Ihr Programm abbilden?

Das ist eine Herausforderung. Natürlich muss man ein wachsames Auge auf die aufstrebenden Länder haben, denn unsere Rolle besteht auch darin, uns über interessante Beiträge, die beispielsweise aus Nicaragua oder Honduras kommen, auf dem Laufenden zu halten. Es ist nicht das Ziel, 150 Filme zu haben, um alle Länder abzudecken. In der Vergangenheit von FILMAR war dies vielleicht eher der Fall, aber ich habe festgestellt, dass dies manchmal nur dazu führte, dass die Filme in der Masse untergingen. Ich ziehe es vor, 60 Filme anzubieten, das ist schon sehr gut. Das ermöglicht es, sie hervorzuheben, sie mehrmals zu zeigen und den verschiedenen Publikumsschichten die Gelegenheit zu geben, sie zu entdecken. Was die Vielfalt der Kulturen angeht, so gibt es dieses Jahr eine Sektion, die mit indigenen Völkern verbunden ist, und ich habe versucht, mehr indigenes Kino, das von Indigenen gemacht wird, zu programmieren. Es gibt noch Räume, die es zu vertiefen gilt, und Wege, die für die nächsten Ausgaben verfolgt werden können.


Dies ist die 25. Ausgabe von FILMAR. Bestehen die Kooperationen, die während des Festivals entstanden sind, auch heute noch fort?


Natürlich werden bei FILMAR Verbindungen geknüpft, und zwar auf mehreren Ebenen. Zum Beispiel mit der Jugendjurys, die zehn Tage lang Filme anschauen und sich austauschen. Viele von der Mitglieder sind später in die Filmbranche eingestiegen, vielleicht mit dem Wunsch, mehr zu ihrer Herkunft zu stehen. Das Festival empfängt dieses Jahr rund 20 Gäste, die teilweise bereits zusammenarbeiten oder sich einfach am selben Ort begegnen. Sie nutzen die Gelegenheit, um Ideen auszutauschen. Nach 25 Jahren Festival gibt es besondere Beziehungen zu Fachleuten, die sich zu einer Treue entwickelt haben. Bei der Programmgestaltung kann es vorkommen, dass Produzenten oder Filmemacher mit ihren neuen Projekten auf uns zurückkommen. Manchmal fragen wir auch, was aus den Filmemachern geworden ist, die wir in den vergangenen Jahren entdeckt haben.


Um diese Zusammenarbeit weiter zu fördern, streben Sie für FILMAR eine Sektion für Fachhleute an?

Ja, das würde ich sehr gerne. Natürlich hängt ein solches Projekt von den Finanzen eines Festivals ab. Wir sind zwölf Personen, die bei FILMAR mitarbeiten, was die Wünsche ebenfalls einschränkt. Natürlich stelle ich mir manchmal vor, dass das Festival einige Projekte pro Jahr unterstützen und Fachleute zusammenbringen könnte, um sie zu unterstützen. Aber oft holt uns die wirtschaftliche Realität auf den Boden der Tatsachen zurück. Ich bin diese Stelle vor sieben Jahren angetreten. Die Ziele sind, die Arbeit der Kulturschaffenden immer mehr aufzuwerten und zu verhindern, dass man in diese ehrenamtliche Tätigkeit abrutscht, auf die man sich im kulturellen Bereich oft verlässt. FILMAR ist an einem wichtigen Punkt angelangt. Wir haben letztes Jahr eine Anerkennung von der Stadt Genf erhalten und sind in das Maison des arts du Grütli umgezogen. Wir müssen das, was uns passiert, geniessen und darüber nachdenken, wie es weitergehen soll. Selbst ein ganz kleiner Markt innerhalb unseres Festivals wäre bereits ein schönes Ziel für den lateinamerikanischen Film und ein Plus für die Gäste, die zu unserem Festival kommen.

Schweizer Filme im Programm

«Para no olvidar» von Laura Gabay, Uruguay/Frankreich/Schweiz
24.11 - 21:00 - Salle Simon
26.11 - 15:00 - Cinélux

«Tierra de recuerdos» von Océane Claes und Ruben Pereira, Chile/Schweiz
22.11 - 20:00 - Pôle Sud
24.11 - 21:00 - Cinélux
25.11 - 21:00 - Cinélux

 

 

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