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Es braucht einen Mentalitätswandel in Bezug auf das junge Publikum

Chiara Fanetti
13. Januar 2023

« De Räuber Hotzenplotz » (2022) de Michael Krummenacher. © 2022 Zodiac Pictures Ltd / Claussen+Putz

Wie das Panorama der Schweizer Kinder- und Jugendfilmindustrie verändert werden kann

Es wäre falsch zu behaupten, dass das an Kinder und Jugendliche gerichtete Filmschaffen in der Schweiz wenig Raum erhalte. Im Tessin ist ihm sogar ein ganzes Festival gewidmet: Castellinaria, das 2022 sein 35-jähriges Jubiläum feierte. Zudem gibt es die «Lanterna Magica», die Filmreihe «Cinema dei ragazzi», die Jury «Cinema & Gioventù» und «Locarno Kids» mit Ateliers für jüngere Kinder am Locarno Film Festival und in Lugano das «Film Festival Diritti Umani» mit seinen Filmvorführungen für Schulen. Dazu kommt die RSI, innerhalb der SRG  wahrscheinlich die aktivste regionale Einheit im Hinblick auf die Produktion von Angeboten für Kinder und Jugendliche (mit dem Angebot RSI Kids für das Fernsehen wie Online). Und trotzdem stimmt etwas nicht. Und zwar nicht nur auf der Alpensüdseite.

 

Wo sind die Filme?

Gemäss einer 2019 publizierten Studie der europäischen Initiative «KIDS Regio» richten sich nur 2 Prozent der jährlich produzierten Schweizer Filme an ein junges Zielpublikum. Damit belegen wir zusammen mit Italien den zweitletzten Platz, während sich der europäische Durchschnitt um 6 Prozent bewegt. Dänemark liegt mit einem Anteil von 19 Prozent Kinder- und Jugendfilmen mit Abstand an der Spitze. Allerdings sind in diesen Zahlen die Kurzfilme nicht enthalten, ein in der Welt des Animationsfilms beliebtes Format. In diesem Bereich, der gerade auch ein jüngeres Publikum anspricht, entstehen jährlich etwa zwölf Schweizer Produktionen. Doch warum werden so wenige Spielfilme für Kinder und Jugendliche gedreht?


Weil Drehbuchautoren und Drehbuchautorinnen darin keinen attraktiven Sektor sehen, Regisseure und Regisseurinnen keine Produktionsfirma finden und diese ihrerseits fürchten, kein Publikum anzuziehen – und so schaut sich das Publikum letztlich einen weiteren Film aus den USA an. Niemand sagt etwas Falsches, und alle haben Recht.

 

Mentalitätswandel: der Fall Belgien

Bei einem Treffen unter dem Titel «Kinder- und Jugendfilme drehen in der Schweiz: eine Strategie», das im November während des Festivals Castellinaria stattfand und von der Ticino Film Commission mitorganisiert wurde, kamen eine Reihe von Ideen und Vorschläge für konkrete Massnahmen zur Stärkung und Förderung des Sektors zusammen, wobei alle Akteure der Produktionskette gleichzeitig aktiv werden müssten. Ein Wandel der Mentalität und der Wahrnehmung des Bereichs Kinder- und Jugendfilm soll positive Wechselwirkungen in Gang setzen. Die Zürcher Produzentinnen Karin Heberlein und Julia Tal von der AG Kinderfilm brachten mehrere Fallstudien mit, die sie für eine Untersuchung über das europäische Kinder- und Jugendfilmschaffen zusammentrugen, um zu schauen, welche Massnahmen auch in der Schweiz umgesetzt werden könnten.

Was einen Mentalitätswandel betrifft, ist Belgien ein besonders aufschlussreiches Beispiel. 2014 entschied der Vlaams Audiovisueel Fonds (VAF), die öffentliche Einrichtung zur Unterstützung des flämischen audiovisuellen Kulturschaffens, dass von den jährlich acht finanzierten Filmen einer ein Familienfilm sein muss und dass die Auswahl durch eine Kommission aus Jugendfilm-Fachleuten erfolgen soll. Diese Entscheidung löste Blockaden im ganzen System: Heute finden Ideen Gehör und ein Beziehungsnetz, Produktionsfirmen sehen, dass Geld zur Verfügung steht, Fernsehsender zeigen Kinder- und Jugendfilme zur Hauptsendezeit. Das sind die positiven Wechselwirkungen, die sich aus der Anerkennung des Wertes von Familienfilmen ergaben.

 

Einige Ansatzpunkte für eine mögliche Strategie

Als essenziell für den Kinder- und Jugendfilm erwies sich in mehreren europäischen Ländern die Existenz eines nationalen Filminstitutes, das in der Lage ist, die Filmpolitik zu steuern, und zwar insbesondere, wenn in den Kommissionen Fachkundige des Kinder- und Jugendfilms vertreten sind. Für die Schweiz könnte ein erster Schritt also darin bestehen, dafür zu sorgen, dass in den verschiedenen Auswahlkommissionen Fachleute vertreten sind, die entsprechende Projekte beurteilen können. Eine wirkliche Wende würde es bedeuten, wenn ein Teil der kantonalen oder eidgenössischen Budgets für die Produktion von Kinderfilmen reserviert würde. Dass Dänemark im internationalen Vergleich so gut abschneidet, ist auch der Tatsache zu verdanken, dass das «Danish Film Institute» seit 30 Jahren 25 Prozent seiner Mittel für Filme und Aktivitäten reserviert, die sich an ein junges Zielpublikum richten. Für die Produktion reservierte Gelder – beim BAK oder im Pacte de l’audiovisuel – hätten grosse Wirkung, ebenso hilfreich wäre es für die Stoffentwicklung.

Ein weiterer Problembereich ist nämlich die Unterstützung von Originaldrehbüchern. Die meisten tatsächlich realisierten Kinderfilme basieren auf Erfolgsbüchern, stellen für die Produktionsfirmen also sichere Investitionen dar. Ein von der AG Kinderfilm ausgearbeiteter Vorschlag zielt daher darauf ab, mithilfe von Förderpaketen die Entstehung neuer, zeitgenössischer Geschichten zu unterstützen. Eine eigens ins Leben gerufene Kommission würde jedes Jahr ein Projekt auswählen und damit gleichzeitig finanzielle Mittel des Kantons, des Bundesamts für Kultur, der SRG und von Institutionen wie beispielsweise Suissimage bereitstellen, um die Realisierung des Projekts zu ermöglichen. 

Im Drehbuchbereich bewegt sich bereits etwas: Suissimage hat einen Fonds für die Entwicklung von Kinderfilmen lanciert, und auch im Tessin wurde ein erstes Stipendium für Drehbuchautoren und Drehbuchautorinnen vergeben, verbunden mit einer Residenz in der Casa Pantrovà in Carona, die von zahlreichen Institutionen unterstützt wird. Noch ziehen diese Angebote jedoch nur wenige Kandidaten und Kandidatinnen an. Warum?


Erziehung zum Kinder- und Jugendfilm

Dass nicht nur bei Ausschreibungen von Residenzstipendien, sondern auch bei Produktionsfirmen und Fernsehsendern wenige Kinder- und Jugendfilmprojekte eingereicht werden, hat auch mit dem geringen Prestige des wenig lukrativen Sektors bei Autorinnen und Autoren zu tun. Nach Ansicht der AG Kinderfilm kommen Filmstudierende nicht ausreichend in Kontakt mit Jugendfilmen, und sie erkennen deren kreatives Potenzial nicht. Begegnungen mit ausländischen Fachleuten und spezifischere Studieninhalte könnten Abhilfe schaffen.


Ähnlich ist die Lage auch beim Publikum. Kinder- und Jugendfilme müssen synchronisiert werden, was in unserem zersplitterten Markt grosse Kosten verursacht. Eine Kinder- und Jugendfilmen vorbehaltene Finanzierung der Synchronisierungskosten würde dazu beitragen, dass sowohl schweizerische, als auch die interessantesten ausländischen Filme in allen Sprachregionen zirkulieren könnten. Ein zugänglicheres, vielfältigeres Angebot könnte das Publikum in die Kinosäle zurückbringen, und nicht zuletzt würde mehr Raum für Filmbildung in der Schule möglicherweise zu einem kritischeren, neugierigeren Konsum führen und damit auch Familienfilmen im Fernsehen wieder ein grösseres Publikum bescheren.

 

Die Rolle des Tessins auf nationaler Ebene

Das Festival Castellinaria macht das Tessin zu einem besonders geeigneten Ort für die Diskussion rund um das Schweizer Kinder- und Jugendfilmschaffen, und die kantonalen Institutionen signalisieren Bereitschaft, entsprechende Initiativen zu unterstützen. Während des diesjährigen Festivals verkündete das kantonale Departement für Bildung, Kultur und Sport DECS, dass in Zusammenarbeit mit der Sektion Film des BAK ein Arbeitskreis gegründet wurde, der Fördermöglichkeiten für Kinder- und Jugendfilme in die Wege leiten soll. Ein weiterer wichtiger Baustein, der zusammen mit anderen Elementen (den neuen Drehbuch-Stipendien, dem Engagement von Castellinaria in der Filmbildung an Schulen, den Vernetzungs- und Förderbemühungen der Ticino Film Commission) dazu beiträgt, dass das Tessin innerhalb der Schweiz zu einem besonders günstigen Umfeld für die Produktion von Kinder- und Jugendfilmen werden könnte.

Versione originale : Italiano

Il pubblico giovane richiede un cambio di mentalità

Si può trasformare l’industria del cinema per ragazzi in Svizzera?

Affermare che in Svizzera il cinema per il pubblico giovane - dall’infanzia all’adolescenza - riceva poco spazio sarebbe scorretto. Nella sola Svizzera italiana c’è un intero festival dedicato al cinema per ragazzi, Castellinaria, che nel 2022 ha festeggiato 35 anni di attività. Ci sono la Lanterna Magica, la rassegna del Cinema dei ragazzi, il Locarno Film Festival con la giuria di Cinema & Gioventù e i laboratori per i più piccoli (Locarno Kids), il Film Festival Diritti Umani di Lugano con le proiezioni per le scuole e c’è anche la RSI, che all’interno della SRG è probabilmente la più attiva, tra le unità regionali, nella produzione di proposte per bambini (in tv ma anche online, con l’offerta RSI Kids). Eppure qualcosa non va. E non solo al Sud delle Alpi.

 

Dove sono i film?

Secondo uno studio pubblicato nel 2019 dall’iniziativa europea KIDS Regio, solo il 2% della produzione cinematografica annuale svizzera è rivolta al pubblico giovane. È il penultimo paese, insieme all’Italia, anche se la media europea si attesta solo intorno al 6%, con una prima della classe che distacca tutti: la Danimarca, con il 19% di film per ragazzi. In queste cifre va tenuto presente che non rientrano i cortometraggi, un formato affine al mondo dell’animazione, a sua volta vicino al pubblico più giovane, che può contare su una dozzina di nuove produzioni svizzere all’anno. Ma perché i lungometraggi per ragazzi sono così pochi? Perché gli autori non lo vedono come un settore attrattivo, i registi non trovano produttori, i produttori temono di non attrarre pubblico e il pubblico finisce per guardare l’ennesimo film « made in USA ». Nessuno dice il falso e tutti hanno ragione.

 

Un cambio di mentalità: il caso del Belgio

Durante l’incontro che si è tenuto a Castellinaria lo scorso novembre, organizzato con la Ticino Film Commission e intitolato « Fare cinema per ragazzi in Svizzera: una strategia », sono emersi spunti e proposte per misure concrete di rafforzamento e promozione del settore ma a monte c’è il bisogno di far lavorare tutti i componenti della filiera simultaneamente. Lo scopo è quello di cambiare la mentalità e la percezione intorno al cinema per ragazzi, in modo da innescare un circolo virtuoso. Le produttrici zurighesi Karin Heberlein e Julia Tal, del gruppo di lavoro Kinderfilm, hanno portato all’incontro anche diversi casi studio raccolti per una ricerca sulla produzione europea di film per ragazzi, al fine di comprendere quali misure si potrebbero adottare anche in Svizzera. Illuminante sul tema del cambio di mentalità è stato l’esempio del Belgio. Nel 2014 il Flanders Audiovisual Fund (VAF), l’ente pubblico che sostiene la produzione culturale nell’audiovisivo per la comunità fiamminga, ha deciso di iniziare a finanziare la produzione di un film per famiglie all’anno (sugli otto in totale che ottengono fondi), selezionandolo con una commissione di esperti di cinema per ragazzi. La decisione ha sbloccato l’intero sistema: le idee hanno trovato un canale d’ascolto e di riferimento, i produttori hanno visto che ci sono investimenti, le televisioni hanno iniziato a programmare film per ragazzi in prima serata. Un circolo virtuoso, appunto, innescato dal riconoscimento di valore nei film per famiglie.

 

Alcuni punti per una possibile strategia

In diversi paesi europei la presenza di un riferimento nazionale (ad esempio come il Danish Film Institute o Polish Film Institute) capace di orientare la politica cinematografica, si è rivelata fondamentale per il cinema per ragazzi, soprattutto laddove al suo interno ci sono membri di commissione responsabili per i film destinati al giovane pubblico. Un primo passo in Svizzera potrebbe essere quello di avere nelle varie commissioni di selezione degli esperti che sappiano valutare questi specifici progetti. Riservare una parte di budget dei fondi cantonali o federali per la produzione di film per bambini sarebbe poi un punto di svolta. Se la Danimarca è così performante in questo campo è anche perché da 30 anni il 25% dei fondi del Danish Film Institute sono riservati a film e ad attività per bambini e giovane pubblico. Un accantonamento per la produzione - dall’UFC o con il Pacte de l’audiovisuel - cambierebbe le cose, e sarebbe altrettanto utile farlo per lo sviluppo.

Un’altra problematica del settore infatti è il sostegno alle sceneggiature originali: la maggior parte dei film per bambini che vengono effettivamente realizzati sono trasposizioni di grossi successi editoriali, ovvero investimenti sicuri per i produttori. Una proposta elaborata da Kinderfilm andrebbe proprio ad aiutare storie nuove e contemporanee, grazie ai pacchetti di fondi. Una commissione apposita selezionerebbe annualmente un progetto, sbloccando simultaneamente i fondi cantonali, quelli dell’Ufficio federale della cultura, della SRG e di istituzioni come per esempio Suissimage, permettendo la realizzazione del progetto.

Sul fronte scrittura però qualcosa già si muove: proprio Suissimage ha lanciato un fondo per lo sviluppo di film per bambini e anche in Ticino - ne abbiamo parlato qualche numero fa - c’è stata una prima borsa di scrittura destinata a questi film, svoltasi a Casa Pantrovà, a Carona, e sostenuta da molte istituzioni. Queste possibilità però attirano ancora pochi candidati. Perché?

 

Un po’ di educazione

Se le borse per la scrittura, così come i produttori e le televisioni, ricevono pochi progetti per il pubblico giovane, è anche perché per gli autori non è un settore redditizio o di prestigio. Secondo Kinderfilm, nelle scuole di cinema non si entra sufficientemente in contatto con i film per ragazzi e i futuri sceneggiatori non ne intravvedono il potenziale creativo, che potrebbero scoprire incontrando professionisti stranieri e con percorsi di studio più specifici.

Lo stesso vale per il pubblico. I film per bambini devono essere doppiati ed un sostegno riservato a questi film per le spese di sincronizzazione - onerose su un mercato così frammentato - aiuterebbe la circolazione delle produzioni svizzere nelle regioni linguistiche del paese ma anche la diffusione di quelle estere più interessanti. Un’offerta più accessibile e variegata potrebbe riportare il pubblico in sala e, per finire, un maggiore spazio per l’educazione cinematografica nel contesto scolastico svilupperebbe uno sguardo più critico e curioso, che potrebbe risollevare anche l’audience televisiva dei film per famiglie.

 

Il ruolo del Ticino a livello nazionale

La presenza di Castellinaria rende il Ticino un luogo speciale per discutere di produzione di film per ragazzi in Svizzera e le istituzioni cantonali sembrano essere pronte a sostenere eventuali sfide in questo senso. Durante quest’ultima edizione del festival, il DECS - Dipartimento dell’educazione, della cultura e dello sport - ha annunciato l’apertura di un tavolo di lavoro con la sezione cinema dell’UFC per avviare delle possibilità di sostegno finanziario per i film per ragazzi. Un tassello importante che si aggiunge ad altri elementi (le nuove borse di scrittura a Lugano, il lavoro di Castellinaria per l’educazione cinematografica nelle scuole, gli sforzi di networking e di promozione della Ticino Film Commission) che potrebbero posizionare il Ticino sulla mappa come contesto privilegiato per la produzione di film per ragazzi in Svizzera.

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