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Ein grosser Talentförderer ist gestorben

Vincent Adatte
11. November 2019

Freddy Landry in der Cinémathèque suisse

Der langjährige Filmproduzent und -kritiker Freddy Landry hat die jüngere Geschichte des Schweizer Films geprägt. Hommage an eine Persönlichkeit, wie es sie kaum mehr gibt.

Freddy Landry ist vergangenen Mittwoch im Alter von 89 Jahren gestorben. Seine Biographie vermittelt den Eindruck, er habe mehrere Leben nebeneinander geführt: Er war Weinhändler, Mathematik- und Statistiklehrer am Gymnasium von Neuchâtel, Filmkritiker und Filmproduzent. Nebeneinander? Das trifft es nicht wirklich, vielmehr verband er alles miteinander – eine bemerkenswerte Persönlichkeit!

Seinen Wein bot Freddy Landry gerne den Filmemacherinnen und Filmemachern an, die in seinem Haus in Les Verrières ganze Abende damit zubrachten, ihm ihre Projekte darzulegen. Seine Rolle als Mathematikprofessor nutzte er wiederum, um den Schülern seine Leidenschaft für die Filmkunst zu vermitteln. So organisierte er regelmässig Filmvorführungen mit zeitgenössischen und teilweise sehr subversiven Werken. 1964 führte er als bahnbrechende Neuerung das Wahlfach Kino ein, das es vielen Schülerinnen und Schülern – darunter Frédéric Maire, heute Direktor der Cinémathèque suisse, und Robert Bouvier, derzeit Direktor des Théâtre du Passage – erlaubte, sich im Filmemachen zu versuchen.

 

Meinungsmacher und Produzent

Ende der Fünfzigerjahre begann Freddy Landry, Filmkritiken zu verfassen und nutzte die Plattform, die ihm zahlreiche Westschweizer Zeitungen und Zeitschriften boten (darunter «L’Impartial», wo er seine eigene Seite hatte), um gemeinsam mit Buache und anderen Mitstreitern für die Schaffung eines Filmgesetzes zu kämpfen, das die Subventionierung von Autorenfilmen vorsieht – damals eine revolutionäre Idee. Mit gleicher Leidenschaft setzte er sich für die Abschaffung der unsinnigen Zensur ein.

Als Filmproduzent ging Freddy Landry bereits zu Lebzeiten in die Schweizer Filmgeschichte ein. Alles begann im Juli 1966, als er vier junge Berufseinsteiger – Claude Champion, Francis Reusser, Jacques Sandoz und Yves Yersin – zu sich nach Les Verrières einlud. Nach intensiven Gesprächen fassten die vier auf Anraten ihres Gastgebers einen Plan: Jeder von ihnen sollte einen Kurzfilm drehen, die dann, zu einem Langfilm zusammengefasst, im Kino gezeigt werden können. Um dieses Projekt zu verwirklichen, gründete Freddy Landry mit seiner Frau Micheline die Produktionsfirma Milos-Films, deren Name eine Hommage an den tschechischen Filmemacher und späteren Regisseur von «Amadeus» ist. Forman verbrachte nach der Niederschlagung des Prager Frühlings übrigens einige Zeit bei den Landrys.

 

Eine goldene Palme

Die erste Produktion von Milos-Films, «Quatre d’entre elles», wurde im Mai 1968 in Cannes im Rahmen der Semaine de la critique gezeigt. Ermutigt durch diesen Erfolg, setzten Freddy und Micheline Landry ihre Produktionstätigkeit fort und spielten eine wichtige Rolle in der Entdeckung junger Talente. Unter ihnen machten Grössen wie Jean-François Amiguet, Frédéric Gonseth, Michel Rodde, Marcel Schüpbach und zahlreiche andere ihre ersten Schritte im Film. Mit Unbekannten zu arbeiten war nicht immer einfach, und Freddy Landry musste wiederholt auf seine Ersparnisse zurückgreifen, um alle Rechnungen bezahlen zu können. Nach dem Tod seiner Frau, der ihn sehr mitnahm, führte er die Arbeit alleine weiter und wurde 1986 in Cannes mit der Goldenen Palme für den besten Kurzfilm für «Petites magiciennes» von Vincent Mercier und Yves Robert belohnt.

Freddy Landry verstand es, Menschen den Weg zu ihrer Berufung zu zeigen, auch in seiner eigenen Familie: Seine Tochter wie auch sein Enkel sind heute erfolgreiche Cutter. Auch ich gehöre zu denen, die von ihm «erweckt» wurden. Vielen Dank, Freddy!

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