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Ein grosser Bildgestalter: Pio Corradi ist gestorben

Kathrin Halter
04. Januar 2019

Pio Corradi im Januar 2015. Bild: Solothurner Filmtage

Am Neujahrstag ist Pio Corradi, der Schweizer Kameramann, im Alter von 78 Jahren gestorben.

Über vierzig Jahre lang hat Pio Corradi in rund hundert Filmen das heimische Filmschaffen geprägt, besonders im Dokumentarischen, aber auch im Spielfilm. Auch im Ausland war seine Arbeit gefragt.

 Mit Fredi M. Murer und Hans-Ulrich Schlumpf verband ihn eine langjährige Arbeitsbeziehung; zusammen mit Murer schuf er «Höhenfeuer» (1985), «Vollmond» (1998) oder «Vitus» (2006), mit Schlumpf «Der Kongress der Pinguine» (1993). Weitere bekannte Filme aus der Filmografie Corradis sind «Der Lauf der Dinge» von Fischli/Weiss (1987), «Reisen ins Landesinnere» 1988 von Matthias von Gunten, Xavier Kollers «Reise der Hoffnung» (1990) oder «Ur-Musig» (1993) von Cyrill Schläpfer. Auffällig viele seiner Arbeiten beschäftigen sich mit bildenden Künstlern und Musikern. Der letzte, mit dem Corradi zusammenarbeiten durfte, war Christian Labhart, dessen Essayfilm «Passion – Zwischen Revolte und Resignation» bald in die Kinos kommt.

 Der 1940 geborene Pio Corradi ist im Baselland aufgewachsen, wohin sein italienischer Grossvater, ein Steinhauer, ausgewandert war. Corradi besuchte die Basler Kunstgewerbeschule, liess sich zum Fotografen ausbilden und arbeitete als Assistent unter anderem von Nicolas Gessner, bevor er 1972 zum freischaffenden Kameramann wurde – und es ein Leben lang blieb.

Für seine Arbeit in Robert Müllers «Köhlernächte» bekam er 2018 – erstmals – den Schweizer Filmpreis; zwei Jahre zuvor wurde ihm der Ehrenpreis des Deutschen Kamerapreises verliehen. Begründet wurde die Wahl so: «Der Mensch steht bei Pio Corradi im Fokus. […] Mit dieser Empathie dreht Pio Corradi in jedem Kulturkreis außergewöhnlich nahe, bildgewaltige und ausdrucksstarke Filme. Seine Bilder fesseln. Sie sind intim und wirken doch niemals voyeuristisch.»

 Eine Nachruf auf Pio Corradi folgt in der nächsten Ausgabe von Cinébulletin.

 

 

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