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Zum Tod von Madeleine Fonjallaz, einer Schlüsselfigur des Westschweizer Kinos

Mitteilung
15. Februar 2023

© Carine Roth

Madeleine Fonjallaz, eine wichtige Persönlichkeit des Schweizer Films, ist am Montag, dem 13. Februar 2023, in ihrem 82. Lebensjahr gestorben.

Seit Ende der 1960er Jahre war sie als Dramaturgin, Regieassistentin und Autorin eine aufmerksame Beobachterin des aufkommenden neuen Schweizer Films (in der Romandie, aber auch in der Deutschschweiz - da sie Goethes Sprache bestens beherrschte) und eine seiner wichtigsten Initiatorinnen. Mehr noch: Sie verkörperte das unbeirrbare Gedächtnis der Filmbranche, die sie hinter der Kamera, an den Sets, in den Berufsverbänden und schliesslich aus der Sektion Film des Bundesamts für Kultur heraus aufbauen half

Gewissermassen eine grosse Schwester der Autoren und Autorinnen, die immer da war, um ihnen zu helfen und sie zu verteidigen, immer bereit, sie – wenn erwünscht – kompetent zu beraten. Madeleine Fonjallaz wird uns zutiefst fehlen.

Frédéric Maire, Mitteilung der Cinémathèque suisse (Auszug)

Vollständige Hommage hier, eine weitere Hommage an Madeleine Fonjallaz wird in Kürze folgen.

Eine öffentliche Zeremonie zu Ehren von Madeleine Fonjallaz findet am Freitag, dem 17. Februar, um 16.15 Uhr im Kino Rex in Bern statt.

Biografie

Madeleine Fonjallaz, geboren 1941, studierte an der Universität Lausanne, wo sie 1965 ein Lizenziat in Literaturwissenschaften erwarb. Nach vier Jahren als Lehrerin am Collège de l'Elysée in Lausanne trat sie in die TSR (Télévision suisse romande) ein, wo sie von 1968 bis 1973 als Dramaturgin arbeitete. Parallel dazu begann sie auch als Dramaturgin oder Regieassistentin für Claude Champion für den Sketch «Sylvie», eine der Episoden von «Quatre d'entre elles» (1968), für «Vive la mort» von Francis Reusser (1969) oder für «L'Invitation» von Claude Goretta (1971) zu arbeiten. Als sie unabhängig wurde, arbeitete sie an Produktionen wie «La Fille au violoncelle» von Yvan Butler (1973), «Pas si méchant que ça» von Claude Goretta (1974), «Le Milieu du monde» von Alain Tanner (1974), «Le Grand Soir» von Francis Reusser (1976), «Die plötzliche Einsamkeit des Konrad Steiner» von Kurt Gloor (1976), «San Gottardo» von Villi Hermann (1977) und «Les Indiens sont encore loin» von Patricia Moraz (1977) mit, «Les Petites Fugues» von Yves Yersin (1979), «Alzire oder der neue Kontinent» von Thomas Koerfer (1977), «Video 50» von Bob Wilson (1978), «Matlosa» von Villi Hermann (1980), «L'Allégement» von Marcel Schüpbach (1983), «Glut» von Thomas Koerfer (1982), «L'Air du crime» von Alain Klarer (1983), «Précis» von Véronique Goël (1986) oder «Der schwarze Tanner» von Xavier Koller (1986). Sie verfasste auch zwei Texte, die von der Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde als Ergänzung zu Yves Yersins Filmen «Les Cloches de vaches» (1966) und «La Tannerie de la Sarraz» (1967) herausgegeben wurden, und arbeitete an mehreren Projekten mit, die von dem Waadtländer Filmemacher geschrieben wurden.


1974 gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern der Schweizerischen Vereinigung der Filmtechniker, deren Präsidentin sie von 1979 bis 1982 war. 1977 war sie an der Gründung der Firma FVP Films & vidéos production SA in Ecublens beteiligt, an der unter anderem Yves Yersin, Claude Champion, Jean-François Amiguet, Marcel Schüpbach und Frédéric Gonseth beteiligt waren. 1987 beschloss sie, ihre Position radikal zu ändern. Sie gab ihre Tätigkeit bei den Filmschaffenden auf und wurde zu einer Schlüsselfigur in der Unterstützung der Filmproduktion. So kommt sie zum Bundesamt für Kultur (BAK), Sektion Film, wo sie für die Filmförderung zuständig ist und zum Dreh- und Angelpunkt der finanziellen Unterstützung des Bundes für Filme wird, insbesondere an der Seite von Christian Zeender und später von Marc Wehrlin. Sie blieb bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 2001 beim BAK. In dieser Funktion vertrat Madeleine Fonjallaz von 1993 bis 2001 den Bund bei Eurimages, dem 1988 gegründeten Kulturfonds des Europarats, der die Koproduktion, den Verleih und die Auswertung europäischer Filme unterstützt.

 

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