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Das Locarno Festival ehrt die Gebrüder Taviani

Mitteilung, Locarno Festival
21. Juni 2018

© Umberto Montiroli

Das Locarno Festival würdigt in seiner 71. Ausgabe das Lebenswerk der Gebrüder Taviani und gedenkt Vittorio Taviani, der im vergangenen April gestorben ist. Sein Bruder, der Regisseur und Drehbuchautor Paolo Taviani, wird auf der Piazza Grande anwesend sein.

1954 begannen Paolo und Vittorio Taviani ihre Arbeit hinter der Kamera mit einer Reihe sozialpolitischer Dokumentarfilme. Aus dieser Zeit stammt der Kurzfilm San Miniato, luglio ’44, den sie gemeinsam mit Cesare Zavattini drehten. Später führten sie gemeinsam mit Joris Ivens Regie für L’Italia non è un paese povero (1960). 1962 gelang ihnen an der Seite von Valentino Orsini dank Un uomo da bruciare, mit Gian Maria Volonté in der Hauptrolle, das Spielfilmdebüt. Es markiert den Beginn einer langen Reihe von gemeinsamen Filmen. 

Die Brüder blieben während ihrer gesamten Regiekarriere unzertrennlich und schufen in dieser intensiven kreativen Partnerschaft Filme wie I sovversivi (1967) und Sotto il segno dello scorpione (1969). Bald suchten sie nach neuen stilistischen Ansätzen und blickten auch ins Ausland. Der internationale Durchbruch gelang ihnen mit San Michele aveva un gallo (1972) und Allonsanfàn (1974), mit Marcello Mastroianni und Lea Massari. Beide Filme wurden in der Quinzaine des Réalisateurs am Festival von Cannes vorgestellt. Schliesslich war es Padre Padrone (1977), ihre Verfilmung des Romans von Gavino Ledda, der den Gebrüdern Taviani die Goldene Palme und den Kritikerpreis von Cannes einbrachte.

Nach Il prato (1979) drehten die Brüder Taviani einen weiteren Meilenstein: In La notte di San Lorenzo (1982) schildern die selbst aus der Toscana stammenden Filmemacher das Landleben in der Toscana während des Zweiten Weltkriegs. Dieser Film, bei dem sie erstmals mit Nicola Piovani arbeiteten, wurde auf der Piazza Grande in Locarno gezeigt. 1984 adaptierten die beiden Filmemacher erneut ein literarisches Werk: Kaos (1984). Zwei Jahre später erhielten sie am Filmfestival Venedig den Leone d’oro für ihr Lebenswerk und eroberten 1987 mit Good morning Babilonia, der Geschichte zweier Brüder aus der Toscana, die ihr Glück in Amerika suchen, das internationale Parkett. Historische Fresken sind auch Il sole anche di notte (1990), Fiorile (1993), Le affinità elettive (1996) und Tu ridi (1998).

2012 kehrten Paolo und Vittorio Taviani mit Cesare deve morire nach Berlin zurück. Der Film brachte ihnen den Goldenen Bären ein. Ihr letztes gemeinsames Werk stammt aus dem Jahr 2017. Una questione privata wurde gemeinsam entwickelt, doch nur Paolo Taviani hat diesen umgesetzt, da Vittorio gesundheitlich bereits stark beeinträchtigt war.

Paolo Taviani wird seine Auszeichnung auf der Piazza Grande in Locarno entgegennehmen. Zu seinen Ehren wird Good morning Babilonia (1987) in der von der Cineteca nazionale (CSC) und dem Istituto Luce-Cinecittà restaurierte Fassung als Weltpremiere vorgestellt.

Die 71. Ausgabe des Locarno Festivals findet vom 1. bis 11. August statt.

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