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«Wir versuchen, das Publikum von morgen so früh wie möglich zu erreichen»

Adrien Kuenzy
07. April 2023

Urs Fitze ist seit Mai 2022 Präsident von cineducation.ch. © SRF

Nach zehn Jahren als Leiter des Bereichs Fiktion bei SRF ist Urs Fitze seit Mai 2022 Präsident des Vereins cineducation.ch, der im Bereich Filmbildung und Filmvermittlung tätig ist. Wir haben mit ihm über seine ersten Projekte gesprochen.

Was hat Sie dazu bewogen, sich bei cineducation.ch zu engagieren?

Als ich in den Achtzigerjahren mein Studium in Zürich begann, studierte ich zunächst Pädagogik und Kommunikation, um Medienpädagoge zu werden. Wie das Leben so spielt, kam es anders. Als man mich im letzten Frühjahr fragte, ob ich dieses Präsidium übernehmen möchte, war das für mich eine schöne Gelegenheit, den Kreis zu schliessen. Zudem kann ich so weiterhin mein Netzwerk nutzen, zusammen mit unseren Mitgliedern wie der Cinémathèque, der Zauberlaterne, Kinokultur oder Filmkids, die an vorderster Front tätig sind. Unser Verein konzentriert sich hauptsächlich auf die jüngste Generation. Wir möchten das Publikum von morgen erreichen und es für den Film begeistern, insbesondere für den Schweizer Film. Das ist mein Ziel.

 

Ihr Verein setzt sich für eine stärkere Unterstützung der Filmvermittlung durch Politik und Bildungsinstitutionen ein. Wo liegen hier die Herausforderungen?

Die grösste Herausforderung liegt in der Vermittlung zwischen Filmbranche und Pädagogik. Bisher wurde nur wenig Lobbying betrieben, was die Sache nicht leichter macht. Alle Branchenleute, mit denen ich darüber spreche, erkennen die Wichtigkeit dieser Arbeit, doch nur sehr wenige haben Zeit,  sich dafür einzusetzen. Zudem besteht ein Unterschied zwischen der Westschweiz, wo das Thema Film an den Schulen schon früh behandelt wird, und der Deutschschweiz, wo dies weniger der Fall ist.

 

Ist es schwierig, all Ihre Mitglieder zu koordinieren und gemeinsame Ziele zu finden?

Es ist wichtig, dass jeder sich eigenständig entwickelt, doch uns fehlt eine Gesamtübersicht, damit alle von den Erfahrungen der anderen profitieren können. Wir möchten in der Lage sein, alle Tätigkeiten unseres Netzwerks aufzuzeigen, damit die Leute sich daran orientieren können. In dieser Hinsicht haben wir noch einiges zu tun.

 

Welche Mittel braucht es heute, um der jungen Generation die richtigen analytischen und kreativen Werkzeuge an die Hand zu geben?

Da gibt es unzählige! Wir verhandeln derzeit mit der Streaming-Plattform Play Suisse der SRG, um eine Sammlung von Filmen und Serien mit Unterrichtsmaterial zu schaffen und einen entsprechenden Hinweis, damit das Publikum sie auch findet. Das wäre für die junge Generation, aber auch für Eltern und Lehrkräfte sehr hilfreich. Es gibt Vereine wie «Kinokultur – für die Schule», die zu den meisten Filmen, die bei uns ins Kino kommen, Unterrichtsmaterial erstellen. Leider ist das zu wenig bekannt.

 

Im Bericht «Eine Kinderfilmstrategie für die Schweiz» nennt die AG Kinderfilm  cineducation.ch als geeignete Institution, um die Rolle einer allgemeinen Lobbyorganisation zu übernehmen. Sehen Sie das auch so?

Aktuell ist unser Verein nicht genügend stark im Produktionsmilieu verankert, um diese Botschafterrolle zu übernehmen. Wir arbeiten vielmehr mit dem, was bereits existiert. Um die Landschaft des Kinderfilms in der Schweiz zu verändern, müsste man neue, spezifische Fördermittel schaffen, zumal bekannt ist, dass Kinderfilme ein grosses wirtschaftliches Potenzial haben können. Ausserdem müsste dieses Genre an den Filmschulen prominenter behandelt werden. Wir sind derzeit im Gespräch mit der AG Kinderfilm, um zu klären, wie cineducation.ch dazu beitragen könnte, die durch den Bericht angestossene Diskussion voranzutreiben.

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