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Schnell und wild

Kathrin Halter
14. November 2021

Bild: Eduard Meltzer

Welche Fördermassnahmen, die eine schnelle Produktion ermöglichen, gibt es in der Schweiz für den Kurzfilm? Diese Frage wurde an der Schweizer Brancheninformation «Fast & Furious - Funding for Shorts» vom letzten Freitag am Industry Lab der Winterthurer Kurzfilmtage diskutiert.

Die «Collection Lockdown by Swiss Filmmakers» ist immer noch vorbildlich, was die unkomplizierte und unbürokratische Förderung von Kurzfilmen anbelangt: Da sind im Frühling 2020, mitten im Lockdown, in kurzer Zeit 33 Kurzfilme entstanden. Trotz der kurzen Eingabefrist von einer Woche gingen über 80 Filmideen aus der Deutschschweiz, Romandie, Tessin und Graubünden ein, ‍die dann mehr als 42 000 Mal online abgerufen wurden und in über 30 Kinos liefen.

‍Es war Sven Wälti (Leiter Film bei der SRG), der am Panel vom letzten Freitag an den Kurzfilmtagen Winterthur vor gut besetztem Saal nochmals daran erinnerte, wie schnell es gehen kann, wenn auf aussergewöhnliche Umstände mit gutem Willen, Optimismus und etwas Draufgängertum reagiert wird. Auch das BAK sowie Cinéforom haben das mit möglich gemacht. Inzwischen ist bereits eine zweite Staffel entstanden, nochmals 25 Kurzfilme, die innerhalb von zwei Wochen realisiert wurden – die dreisprachig untertitelten Filme sind ab 30. Dezember auf Play Suisse zu sehen.

So stand bei der von Lucie Bader (Cinébulletin) moderierten Brancheninformation bald die Frage im Raum, ob auf die grosse Ausnahme-Aktion bald weitere solche Beispiele folgen könnten. Zuerst aber, in einer Vorstellungsrunde, resumierten alle Teilnehmer des Panels erst einmal, was ihre jeweiligen Förderinstitutionen an Fördertools für Kurzfilme anbieten – auch für die längerfristige Planung:

Patrizia Pesko, Verantwortliche für die Filmförderung bei Cinéforom, skizzierte die selektive und automatische Filmförderung bei der Westschweizer Stiftung und wies nebenbei auch auf die Förderung von neuen interaktiven Erzählformen hin. Matthias Christen, Leiter Dienst Filmförderung beim BAK, erinnerte daran, dass Kurzfilme sowohl in der selektiven wie erfolgsabhängigen Filmförderung beim BAK eingeben können; die Förderquote liegt (wie bei den Langfilmen ab 60 Minuten) bei etwa 30 Prozent. Sven Wälti stellte fest, dass die SRG auch Abschlussfilme von Filmschulen – also Bachelor- und Masterfilme – koproduziert. Nadine Adler Spiegel vom Migros Kulturprozent stellte das relativ neue Fördertool Story Lab vor, ein «Laboratorium», das allen audiovisuellen narrativen Formaten offensteht und bei dem in einer ersten Runde 13 Projekte ausgewählt wurden, davon 3 Kurzfilme. Dass das Story Lab regelrecht überrannt wurde – über 200 Projekte bei der ersten Eingabe, immerhin noch über 100 bei der zweiten Eingabe – hängt bestimmt auch mit dem unbürokratischen Vorgehen und den vergleichsweise niederschwelligen Anforderungen zusammen. Nebenbei wies Nadine Adler noch auf Sparks hin, eine zukünftige spartenübergreifende Förderung für die Auswertungsphase.

Vergleichbar unkompliziert funktioniert natürlich auch Fast Track, der Wettbewerb für audiovisuelle Werke der Zürcher Filmstiftung, die einen besonderen künstlerischen Anspruch oder einen technisch innovativen Charakter haben. Der Wettbewerb steht auch Kurzfilmen offen. Julia Krättli (Geschäftsführerin der Zürcher Filmstiftung) skizzierte die bisherige Erfahrung mit dem Wettbewerb, der seit 2018 existiert.

Und wie geht es weiter, sind weitere niederschwellige Wettbewerbe im Stil von «fast & furious» zu erwarten? Es war Sven Wälti, der ein neues interessantes Projekt vorstellen konnte: Futur.E.X.S  stammt von jungen Filmschaffenden, die die Hochschule abgeschlossen haben und richtet sich an ein junges Publikum: 10 Kurzfilme aus allen Landesteilen sind zu erwarten, wobei das Budget diesmal etwas höher sein soll als bei der Lockdown Collection. Rund 60 Filmschaffende haben eingegeben, 10 Projekte wurden ausgewählt. Futur.E.X.S nahm seinen Anfang übrigens im Story Lab im April, freut sich Nadine Adler.

Am Schluss gab es noch Tipps aus der Runde. Matthias Christen empfiehlt den Jungen, mit erfahrenen Filmschaffenden zusammenzuarbeiten, die wissen, wie man einreicht. Dem schloss sich Julia Krättli an; Nadine Adler wiederum nannte es das «A und O», sich an Festivals zu vernetzen und auszutauschen. Und Sven Wälti empfahl bei nationalen Projekten eine Vernetzung über Sprachgrenzen hinweg - das komme immer gut an. Und helfe nicht zuletzt bei der Zusammenarbeit unter den Förderinstitutionen.

 

 

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