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Der Kurzfilm hat Besseres verdient

Jasmin Basic, Präsidentin Pro Short
18. März 2018

Das darf doch nicht wahr sein: Für den Schweizer Filmpreis 2018 gab es in der Kate- gorie «Bester Abschlussfilm» nur eine ein- zige Nomination. Natürlich wird dieser Film den Preis erhalten. Doch er wird es schwer haben, von der Branche – und dann auch vom Publikum – ernst genommen zu werden. Das Beispiel zeigt, dass die Kategorie «Bes- ter Abschlussfilm» in seiner jetzigen Form nicht funktioniert. Im Grunde genommen sollte beim Schweizer Filmpreis der ganze Kurzfilmbereich neu überdacht werden – in Bezug auf die Abschlussfilme wie auch auf die Kurzfilme unabhängiger Autoren.

«Valet Noir» fehlt

Um für den Schweizer Filmpreis wählbar zu sein, muss ein Kurzfilm an mindestens ein Festival der Liste «Succès Festival» des Bun- desamts für Kultur eingeladen worden sein. Doch jedes Jahr werden Festivals von dieser Liste gestrichen, was deren Bedeutung ver- mindert. Ausserdem gehören die Solothur- ner Filmtage seit 2016 nicht mehr zu den Fes- tivals, die Kurzfilme auswählen können, die dann für eine Nomination für den Schweizer Filmpreis in Frage kommen. Das verringert deutlich die Zahl der wählbaren Filme.

Gewiss: Quantität ist nicht gleich Qualität. Doch dass «Valet Noir» von Lora Mure-Ravaud fehlt, ist unverständlich. Der Film erhielt den Preis der Internationalen Kurzfilmtage Winterthur für den besten Schweizer Film, den Preis des Programms «Upcoming Talents» an den Solothurner Filmtagen und hat sich für einen Oscar qualifiziert. Den- noch wurde er für den Schweizer Filmpreis ausser Acht gelassen!

Die Frage der Abschlussfilme

Seit 2014 sind vielversprechende Filme, die zwar in Filmschulen produziert wurden, aber keine Abschlussfilme sind, von vornherein vom Preis ausgeschlossen, sogar wenn sie die Qualifikationskriterien erfüllen. In Anbetracht dieses Problems – und sicher auch, um keine in Schulen realisierte Filme zu finanzieren – führte das Bundesamt für Kultur 2016 die Kategorie «Bester Abschluss- film» ein.

Diese Lösung hat wenig verändert, da ja nicht alle Abschlussfilme zu dieser Kategorie zugelassen sind. Ausserdem werden heute wegen desselben Dilemmas Bachelor- und Masterfilme oft von unabhängigen Firmen koproduziert. Filme wie «Facing Mecca» und «Je fais où tu me dis» qualifizieren sich deshalb direkt für die Kategorie «Bester Kurzfilm» und nicht für die Kategorie der Abschlussfilme. Im Gegenzug sollten sich alle Filme, die in Schulen entstehen, in sämt- lichen Kurzfilmkategorien messen dürfen, so wie dies bis 2014 der Fall war.

Die Liste «Succès Festival» revidieren

Der Schweizer Filmpreis besteht in der heutigen Form seit zehn Jahren. Er ist also noch relativ jung und bedarf einiger Anpassungen. Die Liste «Succès Festival» sollte revidiert werden und die Zulassungsbedingungen sind zu aktualisieren, damit eine kohärentere Auswahl vorliegt. Die Kategorie «Bester Kurzfilm» könnte in die Genres Fiktion, Dokumentarfilm und Animationsfilm aufgeteilt werden. Das würde den Nominierungsprozess vereinfachen: Akademie- mitglieder, die nicht alle Kurzfilme sehen möchten, sich aber für ein bestimmtes Genre interessieren, könnten zwischen diesen Kategorien wählen.

Wir sollten uns bewusst sein, dass der Kurzfilm kein Genre, sondern ein Format ist. Der Schweizer Kurzfilm ist erfolgreich, und darauf können wir stolz sein: Lasst uns doch so handeln, dass der Schweizer Filmpreis diesem Erfolg Rechnung trägt und der Kurz- film den Platz erhält, der ihm gebührt!

▶ Originaltext: Französisch

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