MENU Schliessen

Beim Impact Producing geht es nicht um Hype, sondern um Veränderung

Pascaline Sordet
06. Januar 2022

© moduleplus

Impact Producing will Zielgruppe erreichen – frei nach dem Motto: «Wir erfinden das Pulver nicht, wir sind das Pulver.»  

Impact-Producing ist kein Marketing. Es geht nicht darum, einen Hype um einen Film und sein Thema zu kreieren, um möglichst viel Publikum anzulocken, sondern sich zu überlegen, wer den Film sehen muss, um nachhaltige Veränderungen zu bewirken. Zuweilen reicht dazu eine einzige Person. «Ein grosses Publikum anzuziehen kann eine Wirkung erzielen. Doch wenn man sich mit der Geschichte eines Kindes, das auf einer Mülldeponie arbeitet, für die Abschaffung von PET-Flaschen einsetzt und damit den CEO von Coca-Cola erreicht, ist die Wirkung enorm», sagt Laura Longobardi, Verantwortliche der Impact Days des FIFDH, der einzigen Veranstaltung zum Thema Impact-Producing in der Schweiz. Das Zielpublikum einer Impact-Kampagne kann weit oder eng gefasst sein, doch es ist in jedem Fall klar definiert.

«Bisher entstand Impact auf spontane und natürliche Weise», so Khadidja Benouataf, selbständige Impact-Producerin in Frankreich, wo der Beruf sich allmählich verbreitet. Als Beispiel nennt sie «Demain» von Cyril Dion und Mélanie Laurent, der eine richtige Volksbewegung für den Klimaschutz in Gang setzte. «Für seinen neuen Film «Animal» machte er sich vorgängig Gedanken über die Impact-Kampagne. Sie zielt konkret auf Wiederauswilderung und Tierschutz ab und wird finanziell durch Partner unterstützt». Denn Impact-Producing kostet.

Einen Film nach dem Kinostart über Monate oder Jahre zu begleiten, erfordert viel Einsatz, sogar für engagierte Filmschaffende. Deshalb greifen sie oft auf freischaffende Impact-Producer zurück, die parallel zur klassischen Auswertung arbeiten. Doch wer sind die Geldgeber? «Marken, Stiftungen, NGOs, Mäzene», zählt Khadidja Benouataf auf. «Jedes Team hat seine Ethik und seine No-Gos, wie Greenwashing. Es gibt auch spezifische Fonds wie den Bertha Fund und die Ford- oder Mac­Arthur-Stiftungen. Auf Good Pitch kann man potenzielle Partner finden, um die Kampagne nicht aus dem Filmbudget finanzieren zu müssen. Auch die Impact Days des FIFDH nehmen eine Vermittlerfunktion wahr und versuchen, das ganze Jahr hindurch mit den internationalen Organisationen in Verbindung zu bleiben. Die Filmbranche interessiert sich zunehmend für Impact-Producing, «doch die NGOs haben uns noch nicht auf ihrem Radar. Sie suchen nicht unbedingt nach Filmen, um ihre Kampagnenziele zu erreichen. Unsere Aufgabe ist es, ihnen zu zeigen, dass Filme ein gutes Werkzeug sind.» 

Nicht jeder Film ist ein Impact-Film, und das ist gut so. Doch für die geeigneten Filme ist Impact-Producing ein wirkungsvolles Werkzeug zur Publikumsbildung: «Dank der Partner wird ein Publikum geschaffen, noch bevor der Film erscheint. Leute, die sich bereits für die Sache engagieren und für das Thema sensibilisiert sind, sehen den Film als Erste und können etwas bewirken.» Diese enge Verbindung zwischen Film und Aktivismus kann erschreckend wirken, doch Laura Longobardi unterstreicht, dass Impact-Filme keine Institutionsfilme sind. Es sind Filme, die an Festivals und im Kino gezeigt werden. Zusätzlich werden sie «in den Dienst einer Sache gestellt».  Mit Lobbying, Aktionen, Petitionen, stiller oder offensichtlicher Diplomatie erobern sie zusätzlich ein spezielles Publikum bei internationalen Organisationen, an Schulen, in Unternehmen, der Armee oder im Europäischen Parlament.   

 

Originaltext Französisch

 

Impact Producing, Buch und Veranstaltung

Zur Vertiefung:

Doc Society hat ein Handbuch zum Thema herausgegeben. «The Impact Field Guide» ist gratis erhältlich unter impactguide.org

 

Masterclass

«Was ist Impact Production?»

Solothurner Filmtage, Altes Spital

Montag 24. Januar, 10.00

Interessieren Sie sich für den Schweizer Film?

Abonnieren Sie!

Tarife