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Eine eigene Website für «Das Neue Evangelium»

Pascaline Sordet
06. Januar 2022

«Das Neue Evangelium» von Milo Rau

Drei Fragen an Olivier Zobrist von Vinca Film zum Vertrieb von Milo Raus «Das Neue Evangelium».  

 

Sie haben den Film, bevor er in die Kinos kam, per e-cinema gezeigt, auf einer eigens für ihn eingerichteten Website. Wie kam es zu der Entscheidung?

Der Film hätte im Dezember 2020 starten sollen, aber im November haben wir entschieden, dass das aufgrund der mit Covid-19 verbundenen Schliessungen ein zu großes Risiko sei. Also wurde auf März verschoben, aber da ging es auch wieder nicht. Aufgrund des Themas lag Vinca Film viel daran, dass der Film zu Ostern erhältlich ist. Unsere deutschen Koproduzenten haben ihn schon im Dezember dank der Plattform CVOD in digitaler Version herausgebracht. Also haben wir uns mit ihnen in Verbindung gesetzt, um eine Schweizer Version zu erstellen, was viel Arbeit mit sich brachte, aber besser war als komplett bei Null anzufangen. Wir wollten den Film nicht mit hundert anderen auf eine Plattform stellen, sondern auf eine eigene Website, die Promotion und Ausstrahlung zugleich bedient. Vermittlungstechnisch gesehen war das das Einfachste: alles in einem.

 

Haben Sie Ihr Publikum erreicht? Die e-­cinema-Tickets waren ja nicht gerade billig.

Es hat sehr gut funktioniert, bereits am ersten Wochenende hatten wir 2000 Verkäufe. Am Ende machte der digitale Vertrieb im Vergleich zur anschliessenden Auswertung per Kino ungefähr die Hälfte aus, insgesamt waren es etwa 12,000. Die Eintrittskarten kosteten 17 Franken, weil es sich um echtes e-cinema handelte und nicht einfach Video-on-demand. Die Kinos waren mit im Boot, ein Teil der Einnahmen ging an sie, ein Teil an CVOD, der Rest ging an uns. Was den Verleih angeht, war das arbeitsintensiver als eine Vorführung im Kinosaal. Drei Monate lang haben wir im Vorfeld viel Aufwand betrieben, um uns die Unterstützung all unserer Partner – Kinos, kulturelle und religiöse Einrichtungen, NGOs – zu sichern.

 

Milo Rau ist kein Unbekannter, sein Name zieht an den Kassen. Kann der Erfolg wiederholt werden? Wird es solche Hybrid-Auswertungen öfter geben?

Uns war klar, dass er ein Publikum hat, das Geld für Kultur ausgibt. Aber werden Theaterliebhaber wirklich zu Kinogängern? Ich weiss es nicht. Ist so etwas reproduzierbar? Ich weiss es auch nicht, aber wir wollen es hoffen. Im Dezember starten wir «Grosser Baum auf Reise  – Taming the Garden» von Salomé Jashi in e-cinema, zeitgleich zum Kinostart. Schon zuvor hatten wir es mit «Football Inside» von Michele Cirigliano probiert, aber nach dem Kinostart hat das nicht so gut geklappt. Auf jeden Fall werden wir diese Art von hybrider Distribution fortsetzen, wir sehen uns auf einem guten Weg. Und wir haben die Unterstützung des Kantons Zürich für Transformationsprojekte. Unser Angebot versteht sich als Ergänzung zum traditionellen Kino, und es ist wichtig, dass das e-cinema mit den Kinobetreibern zusammen genutzt wird. Natürlich wäre es schön, wenn alle ständig ins Kino gingen. Da es aber nun mal nicht so ist, müssen wir uns anpassen.  

 

Originaltext Französisch

 

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Pascaline Sordet
06 Januar 2022

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