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Animation in der Auftragsfilmbranche

Teresa Vena
26. Mai 2023

Making Of « Only a Child » © Amka Film, Tiny Giant

Animation kommt in der Auftragsfilmproduktion häufiger vor, als man es bewusst wahrnimmt. Die kommerzielle Animation besteht aus viel mechanischer Arbeit, doch wird auch echte Kreativität verlangt. Wo liegen die Schnittstellen zwischen der «freien» Filmszene und der Auftragsfilmbranche?

In der Werbung hat man schon früh zu Animationstechniken gegriffen. Es ist diese kommerzielle Auswertung, die Raum für Experimente bot und auch in der Schweiz als erste Form des Animationsfilms in einem umfangreicheren Masse zur Verfügung stand. Der deutsch-jüdische Emigrant Julius Pinschewer gründete 1934 in Bern das «Atelier für Herstellung und Vertrieb künstlerischer Werbefilme», eine zweite Hochphase erlebte die Branche ab 1965 über die Verbreitung der Fernsehapparate in Privathaushalten und eine dritte durch die computergenerierte Animation.

Heute mache Animation, unter Einschluss aller Spezialeffekte, die zum Teil für Laien schwer wahrnehmbar sind, etwa 20 Prozent der in der Auftragsfilmbranche produzierten Inhalte aus, schätzt Oliver Aemisegger von Frame Eleven. Dennoch fehle es ihr an Würdigung, weswegen sich der Art-Direktor im Rahmen einer Arbeitsgruppe für grössere Sichtbarkeit einsetzt. Als ersten Erfolg verbucht die AG die Einführung einer eigenen Kategorie beim jährlichen Edi-Preis des Fachverbands Swiss Film Association. Seit 2018 vergibt dieser gemeinsam mit dem Animationsfilmfestival Fantoche auch den Swiss Animation Industry Award (SAIA).

 

«Ich wünschte mir mehr Wertschätzung für Designschaffende aus der Schweiz.»

Oliver Aemisegger, Frame Eleven

 

Austausch zwischen den Branchen

Die Querverbindung zwischen der «freien» und der auftragsgebundenen Filmbranche besteht vor allem darin, dass Animationsfilmschaffende mit ihren eigenen Filmprojekten kaum je eine finanzielle Absicherung erreichen und sich deswegen als Dienstleister an anderen künstlerischen Projekten beteiligen oder eben Kunden aus der freien Wirtschaft heranziehen. Das ist ein Kompromiss, der auch Positives bringt: «Ich denke, dass die beiden Dinge einander befruchten», sagt die Co-Inhaberin des Studios Eisprung Veronica L. Montaño. «Ich habe durch die Aufträge gelernt, besser zu kommunizieren, organisierter zu sein und Entscheidungen zu treffen.»

Studios wie Frame Eleven oder Tiny Giant, haben sich bewusst für Auftragsarbeiten entschieden. Claudia Röthlin von Tiny Giant kennt aber auch die freie Filmbranche. Dieser Weg wird allerdings seltener beschritten. In Bezug auf Themen wie Arbeitsbedingungen und Fachkräftenachwuchs, die zur Stärkung des heimischen Marktes beitragen würden und beide Seiten betreffen, würde es sich aber lohnen, zusammenzuspannen.

 

«Auftraggeber in der Schweiz sind eher konservativ eingestellt und setzten daher gerne auf bekannte Sehgewohnheiten»

Claudia Röthlin, Tiny Giant

Ausführung im Ausland

Effizienz ist in der kommerziellen audiovisuellen Produktion ein Schlüsselwort. Animation sei überhaupt nicht zwangsläufig teurer als Realfilm, erklärt Aemisegger. Selbst Stop-Motion-Technik muss es nicht sein, sagt Röthlin.

Bei Animation sei es einfach zu delegieren, erklärt Aemisegger. So entgeht man den hohen Löhnen in der Schweiz oder setzt auf eine Mischrechnung wie beim Filmchen für die Schulweg-Kampagne des TCS, der von der Zürcher Agentur Jung von Matt entwickelt, aber vom Animationsstudio Can Can Club in Buenos Aires umgesetzt wurde. Das gleiche Studio hat auch ein Werbevideo für die Post animiert. Das bleibt meist unerkannt, sieht man doch bei diesen Formaten selten vollständige Abspanne.

Sowohl Aemisegger als auch Röthlin wissen, dass es grundsätzlich möglich wäre, mit den personellen Ressourcen in der Schweiz zu arbeiten. Man könne in der Arbeit keine Kontinuität entwickeln, da es zu wenig Firmen gebe, welche die vorhandenen Talente zu fairen Konditionen langfristig einstellen könnten, ergänzt Aemisegger. Stattdessen engagiere man Mitarbeiter projektbezogen. «Ich wünsche mir mehr Wertschätzung für Designschaffende aus der Schweiz, damit diese unter besseren Bedingungen hier arbeiten können», so Aemisegger. Dafür müssten sich die Schweizer Auftraggeber auch mehr trauen. «Auftraggeber in der Schweiz sind eher konservativ eingestellt und setzten daher gerne auf bekannte Sehgewohnheiten», findet Röthlin, «Wir wollen Sehgewohnheiten durchbrechen, Animation macht das Unmögliche möglich.»

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