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Ein verlorenes Filmjahr für das Schweizer Kino?

Medienmitteilung / ARF/FDS
09. April 2020

Dreharbeiten zur 2. Staffel von «Quartier des banques» (Fulvio Bernasconi) ©Jay Louvion_RTS

Die Corona-Pandemie trifft das Schweizer Filmschaffen hart. Die vom Bundesrat verordneten Notstandsmassnahmen haben für das Filmjahr 2020 verheerende finanzielle und künstlerische Folgen. Die Filmurheber- und Produzentenverbände fordern Bund, Kantone, Fernsehen sowie Kinos und Verleiher auf, alles zur Rettung von neu erscheinenden Schweizer Filmen und unterbrochenen Filmprojekten zu tun.

Die am 17. März vom Bundesrat angeordneten Massnahmen haben die Vermarktung der in diesem Jahr erscheinenden Filme abrupt gestoppt. Sowohl das «Internationale Filmfestival Freiburg» (FIFF) und das für das Schweizer Dokumentarfilmschaffen wichtigste Festival «Visions du Réel», wurden abgesagt bzw. auf eine Online-Ausgabe reduziert. Ob das Filmfestival Locarno durchgeführt werden kann, steht in den Sternen. Die für diese Veranstaltungen geplanten Filmpremieren sind storniert oder finden nur online statt, d.h. ohne grosses Publikums- und Medienecho und mit minimalen Filmeinnahmen. Eine Verschiebung von Festival-Premieren kommt meist nicht in Frage, da sich für die in der zweiten Jahreshälfte stattfindenden Festivals ein «Filmstau» abzeichnet. Viele im Jahr 2020 lancierten Filme drohen deshalb nach der Fertigstellung sang- und klanglos in den Archiven zu verschwinden.

 

Geschlossene Kinos, abgesagte Premieren

Nach Angaben des Dachverbandes der Schweizer Kino- und Filmverleihunternehmen «ProCinema» wurde der Kinostart von diversen Schweizer Filmen bereits auf den Herbst verschoben. Dies betrifft u.a. «VERDINGER» (Dok, Saschko Steven Schmid), «SCHWESTERLEIN» (Vega Film, Stéphanie Chuat und Véronique Reymond), «HEXENKINDER» (Dok, Edwin Beeler), «STÜRM: BIS WIR TOT SIND ODER FREI» (Contrast Film, Oliver Rihs). Bereits gestartete Filme wie beispielsweise «MOSKAU EINFACH!» von Micha Lewinsky oder der Berlinale-Film «MARE» von Andrea Štaka, sind von einem Tag auf den anderen von den Kino-Leinwänden verschwunden.

Um diese und unzählige weitere Schweizer Filme dem Publikum zugänglich zu machen, appellieren der ARF/FDS und die Produzentenverbände an die Kinos und Verleiher. Es braucht für den Herbst unbedingt mehr Leinwände und Spielzeiten für die Schweizer Filmproduktion, Jahrgang 2020!

 

Kultureller Verlust, existentielle Nöte

Auch bei laufenden Filmprojekten, wie z.B. «DIE SCHWARZE SPINNE» (Snakefilm, Markus Fischer), «EIN STÜCK HIMMEL» (hugofilm, Michael Koch) oder «ALLER TAGE ABEND» (Peacock Film, Felix Tissi) sind die Corona-Auswirkungen drastisch. Alle laufenden Vorbereitungs- und Dreharbeiten wurden im März abrupt gestoppt. Welche Filme gerettet werden können, ist zurzeit noch unklar. Nachfinanzierungen wurden von den Förderstellen in Aussicht gestellt, aber ob alle betroffenen Produktionen im Herbst wieder neu aufgerollt werden können, ist unsicher. Viele Filmcrews und SchauspielerInnen sind dann bereits für andere Filme gebucht.

Es droht ein doppelter Verlust: Die Schweiz verliert einen Teil ihres wichtigen Kulturgutes Film, die Filmschaffenden ihre Existenzgrundlage. Der Produzent Ivan Madeo (Contrast Film) bringt es wie folgt auf den Punkt: «In einem Moment, in dem die Kommunikation das Wichtigste ist, was uns als Gesellschaft verbindet, ist es umso fataler, wenn wir keine Geschichten über uns mehr erzählen können.»

 

Mehr Schweizer Filme im Fernsehen

Der ARF/FDS hat den öffentlichen Schweizer Fernsehanstalten deshalb den Vorschlag gemacht, während der Corona-Krise Programmlücken mit Schweizer Spiel- und Dokumentarfilmen zu füllen. Das TV-Publikum wird diese Angebote während der Corona-Krise dankbar aufnehmen.

Mit den entsprechenden Sende-Entschädigungen leistet das Fernsehen zudem einen wertvollen Beitrag zur Minderung der finanziellen Not der FilmurheberInnen. Wie die kürzlich durchgeführte Einkommensstudie von AutorInnen und RegisseurInnen im Schweizer Film gezeigt hat, verdienen 95% der Filmschaffenden bereits in normalen Zeiten Tieflöhne von unter CHF 3500 pro Monat brutto. Die Corona-Krise verschärft die prekäre Existenzgrundlage dieser Berufsgruppen – natürlich ebenso wie diejenigen der seit März arbeitslosen FilmtechnikerInnen und SchauspielerInnen – nun zusätzlich.

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