MENU Schliessen

«Es gibt ein starkes Gärtchendenken»

Kathrin Halter
12. Februar 2019

An der Gründungsversammlung der neuen Interessengemeinschaft Pro Kultur Kanton Zürich vor einem Jahr. Am Mikrofon Hans Läubli vom Vorstand. (zvg)

Hans Läubli über Zürcher Kulturpolitik, drohende Kürzungen im Kulturbudget und die Anliegen der neuen Interessengemeinschaft Pro Kultur Kanton Zürich.        

 

Das Zürcher Film- und Medienförderungsgesetz ist von der Stimmbevölkerung deutlich verworfen worden. Worin sehen Sie die Gründe? Ist der Film in der Bevölkerung unbeliebt?

Nein, das glaube ich nicht. In der Bevölkerung hat die Forderung aber niemanden bewegt. Das Anliegen war viel zu wenig breit abgestützt. Die Filmszene hat sich zwar engagiert. Aber viele, besonders aus der Politik, fanden diesen Alleingang keine gute Idee. Der Film wäre die einzige Branche, die ein Gesetz für sich alleine beansprucht. Es gibt ein kantonales Kulturförderungsgesetz. Einzig für das Opernhaus gibt es ein zusätzliches Gesetz, doch dabei geht es um den Betrieb einer Institution, wofür der Kanton zuständig ist. Das lässt sich nicht mit einer Kultursparte vergleichen.

 

Pro Kultur Kanton Zürich wurde vor einem Jahr gegründet. Weshalb dieser Zeitpunkt?

Weil demnächst das Lotterie- und Sportfondsgesetz im Kantonsrat behandelt wird. Das war der Hauptanlass. Schon länger war klar, dass der freie Kulturkredit, der aus den Reserven des Lotteriefonds als Übergangslösung gesprochen wurde, Ende 2020 ablaufen wird und dass es ab 2021 neue Mittel braucht. Zudem gab es bisher keine Organisation im Kanton Zürich, die sich geschlossen für die Anliegen der Kultur einsetzt.

 

Wieso nennt ihr euch Pro Kultur Kanton Zürich?

Wir haben das ganz bewusst so gewählt: Wir engagieren uns für den ganzen Kanton, nicht nur für die Stadt Zürich. Pro Kultur will zudem eine Stimme für Breitenkultur wie Hochkultur sein. Wir sind keine Spartenvertreter, sondern setzen uns für die Gesamtkultur ein.

 

Die verschiedenen Kultursparten dürften sich nicht gegenseitig «kannibalisieren», schreibt Pro Kultur. Fehlt es an Verbindung untereinander?

Kulturschaffende haben teils keine Ahnung oder falsche Vorstellungen, was bei den anderen Kultursparten läuft. Der Austausch fehlt, es gibt ein starkes Gärtchendenken. Dass einst erhaltene Mittel verteidigt werden, ist zwar richtig und gut nachvollziehbar. Was aber nicht geschehen sollte: dass die einen den anderen einen Teil vom Kuchen wegnehmen wollen. So gewinnt man keine zusätzlichen Mittel; eine Chance dafür gibt es nur, wenn alle das Anliegen mittragen. Es liegt im Interesse aller, dass die Kultur als Ganzes mehr Mittel erhält.

 

Pro Kultur fordert eine Verdoppelung für Kulturbeiträge auf insgesamt 46 Millionen Franken. Wie lässt sich diese Erhöhung rechtfertigen?

Einerseits sollen bei der Verteilung der Lotteriemittel dem Kulturteil neue Aufgaben im Umfang von etwa sieben Millionen übertragen werden, diese braucht es also um den Status-Quo zu erhalten. Zudem ist der Kanton mit seinen Kulturausgaben am Anschlag. Wir sind wir der Meinung, dass der Status-Quo nicht reicht, wenn man innovativ weitermachen will.

 

Die Stadt Zürich hat bereits ein exzellentes Kulturangebot.

Mehr Mittel braucht es, wenn zum Beispiel der Filmkredit erhöht werden soll. Ebenso für kulturelle Aktivitäten im Kanton – für kleine Theater und Kulturhäuser, die auch gefördert werden sollten. 

Klar, die Stadt Zürich gehört dank ihres Kulturangebots zu den attraktivsten Städten weltweit. Aber es entstehen immer wieder neue Formen. Heute reden alle von kultureller Teilhabe. Wenn man mehr Bevölkerungsschichten involvieren will, braucht es auch mehr Mittel.

 

Wie stellt ihr euch zur Game-Förderung?

Das wurde nicht wirklich ausdiskutiert. Ich persönlich bin der Meinung, dass der Gamebereich durchaus gefördert werden soll – nach künstlerischen Kriterien. Wenn man es so angeht, wird auch der Widerstand innerhalb der Filmszene verschwinden. Das Argument Wirtschaftsförderung halte ich allerdings für problematisch.

 

 

▶  Originaltext: Deutsch

Gemischte Paare

Pascaline Sordet
27 September 2018

Eine Gleichstellungs-Charta für Locarno

Mitteilung SWAN / kah
05 August 2018

Warum Zürich ein Filmgesetz braucht

Simon Hesse, Co-Präsident Verein Zürich für den Film, Vertreter des Initiativkomitees für ein ­Zürcher Film- und Medienförderungsgesetz
30 Juli 2018

Interessieren Sie sich für den Schweizer Film?

Abonnieren Sie!

Tarife