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Viele Frauen, viele Romands im Programm von Solothurn

Mitteilung Solothurner Filmtage
02. Dezember 2021

Patrica Highsmith (Bild: Solothurner Filmtage)

Es ist das Jahr der Romandie und das Jahr der Produzentinnen. Die 57. Solothurner Filmtage präsentieren vom 19. bis 26. Januar eine vielfältige Werkschau des Schweizer Films. Auffallend ist, dass in diesem Jahr viele Langfilme eingereicht wurden. Und: Die Filmtage sollen wieder als Festival vor Ort stattfinden.

596 Filme wurden für die 57. Solothurner Filmtage eingereicht (darunter 150 Langfilme), 157 Filme wurden insgesamt selektioniert. Fast die Hälfte der 78 selektionierten Langfilme stammt aus der Romandie. Damit ist der Anteil der französischsprachigen Produktionen historisch gross. Ebenfalls interessant: Bei mehr als der Hälfte der selektionierten Langfilme waren Frauen massgeblich an der Produktion beteiligt. Im Programm fallen starke Spiel- aber auch starke Dokumentarfilme auf, bei welchen narrative Elemente, detaillierte bis hin zu investigativen Recherchen und eine anspruchsvolle filmische Umsetzung immer mehr zum Standard werden. Das Niveau ist hoch.

So ist etwa auch der Eröffnungsfilm «Loving Highsmith» von Eva Vitija ein raffiniert gebautes Porträt, das ein neues Licht auf das Doppelleben der berühmten Thriller-Autorin Patricia Highsmith wirft. Stimmigerweise fällt das Datum der Filmtage-Eröffnung auf den Geburtstag der Schriftstellerin. Bundesrat Alain Berset wird die Eröffnungsrede der 57. Solothurner Filmtage halten.

Für die drei Wettbewerbe «Prix de Soleure», «Opera Prima» und «PRIX DU PUBLIC» wurde in dieser Ausgabe der Wettbewerbscharakter verstärkt. Es wurden je acht Filme für die Wettbewerbe nominiert. Für den «Prix de Soleure» sind es sechs Dokumentar- und zwei Spielfilme von vier Regisseurinnen und vier Regisseuren. Fünf Filme werden als Weltpremiere erstmals in Solothurn zu sehen ein, ein Film als nationale Premiere. Produziert wurden die Filme übrigens von mehr Frauen als Männern. Die diesjährige Jury bilden der Autor und Filmemacher Matthias Zschokke, die Filmemacherin und Journalistin Nicole Vögele sowie die Komponistin Olivia Pedroli. Der «Prix de Soleure» ist mit CHF 60‘000.– dotiert. Er wird getragen vom Fonds «Prix de Soleure» sowie dem Kanton Solothurn und der Stadt Solothurn.

Zum zweiten Mal wird der Filmpreis «Opera Prima» von einer Fachjury der nationalen und internationalen Filmszene verliehen. Der Preis zeichnet Erstlingswerke im Langfilmbereich aus. Die acht Debüts – sechs Dokumentar- und zwei Spielfilme – sind sehr unterschiedlich umgesetzt, voller Erzähllust und Energie. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld von 20‘000 Franken dotiert. Die Jury des «Opera Prima» bilden Carolina Steinbrecher, Kamerafrau, die Produzentin Flavia Zanon sowie Elsa Charbit, künstlerische Leiterin des Internationalen Filmfestivals von Belfort. Preisstifter sind die Kulturfonds der Urheberrechtsgesellschaften SUISSIMAGE und SSA.

Und auch in dieser Ausgabe darf das Publikum mit dem «PRIX DU PUBLIC» zum 15. Mal seinen eigenen Preis verleihen. Die Auswahlkommission hat fünf Spiel- und drei Dokumentarfilme nominiert, darunter drei nationale Premieren und zwei Weltpremieren – von der subtilen Liebesgeschichte über den engagierten Dokumentarfilm bis zur Komödie. Im Wettbewerb finden sich bekannte Namen wie auch Newcomer:innen. Der «PRIX DU PUBLIC» ist mit CHF 20’000.– dotiert und wird von den Solothurner Filmtagen gemeinsam mit der Hauptsponsorin Swiss Life ausgerichtet. Nach jeder Vorführung können die Besucherinnen und Besucher den gezeigten Film bewerten.

In der Sektion «Panorama» werden weitere Kurz- und Langfilme gezeigt, die das vergangene Schweizer Filmjahr geprägt haben – oder das neue ankündigen. Dazu gehört auch Kurzfilmsektion «Upcoming», die jungen Filmeschaffenden eine Plattform und Gelegenheit zum Austausch bietet. Für die 57. Solothurner Filmtage wurden auffallend viele sogenannte «Tableau-Filme» eingereicht, bei der die Kamera statisch auf eine bestimmte Szene gerichtet wird um zu beobachten, wie sich die Geschichte im vorgegebenen Rahmen entwickeln wird. Eine filmische Referenz der jungen Generation an den partiellen Stillstand der Welt?

Im Spezialprogramm «Fokus» widmen sich die Solothurner Filmtage dem Publikum. Hintergrund ist die Tatsache, dass das Kino, das Filmeschauen, das Festival vor Ort zurzeit neu verhandelt werden. Welche Rolle spielt dabei das Publikum? Welche Wirkung hat das Publikum auf die Filmemacher und wie wird das Publikum einbezogen? Nebst einem Filmprogramm zum Thema finden Veranstaltungen und Podien statt, unter anderem mit zwei Architekten, die darüber berichten, wie man heute Kinosäle baut. Ausserdem wird vor ausgewählten Zuschauer*innen ein Testscreening durchgeführt, bei dem es darum geht, zu beobachten wie das Publikum auf einen Film reagiert und dessen Fertigstellung beeinflusst.

Ehrengast ist Jürg Hassler, einer der wohl vielfältigsten Schweizer Filmeschaffenden der letzten fünfzig Jahre. Eine Auswahl von zehn Filmen – darunter seine erste Regiearbeit «Krawall» von 1970, der damals schweizweit für Furore sorgte, weil Hassler kompromisslos Partei nahm für die jungen Leute, die auf die Strasse gingen – zwei längere Gespräche und eine Ausstellung mit Skulpturen von Jürg Hassler bieten Gelegenheit, den Gast und sein Schaffen kennenzulernen. Unter dem Titel «Grenzgängerinnen» werden im zweiten historischen Programm unter anderem Cristina Perincioli und Danielle Jaeggi geehrt. Die beiden Exil-Schweizerinnen werden in Solothurn ihre Filme aus den bewegten 1970er-Jahren persönlich vorstellen.

Im Vorfeld der Filmtage wurde – nicht nur wegen der Pandemie – immer wieder diskutiert, ob ein Festival vor Ort immer noch der Weg sei, die Werkschau des Schweizer Filmeschaffens zu präsentieren. Mit der 57. Ausgabe setzen die Solothurner Filmtage ganz bewusst wieder auf eine Präsenz-veranstaltung. Dies vor dem Hintergrund, dass gerade Filmeschaffende den Kontakt mit dem Publikum während der vergangenen Monate immer mehr vermissten. Gemeinsame Erfahrungen und das Debattieren gehören zur Essenz der Solothurner Filmtage. Ein Online-Festival ist ausschliesslich der Plan B im Falle eines Lockdowns.

Zusammen mit einem starken Team und dank der grosszügigen Unterstützung der Sponsoren und Partner blicken die Solothurner Filmtage erwartungsvoll auf das gemeinsame Ziel: der Schweiz im Kino zu begegnen. Zum 57. Mal.

Das gesamte Programm ist online verfügbar. 

Die 57. Solothurner Filmtage finden vom 19. bis 26. Januar 2022 statt.

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