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Editorial

Krisen, Hoffnung und ein Abschied

 

Sind das für die Kinos nun beruhigende Nachrichten? Das Wachstum von Streamingdiensten wie Netflix oder Disney+ geht in der Schweiz zurück: Im Pandemiejahr 2020 und in den zwei Jahren davor gab es noch Wachstumsraten über 50 Prozent, 2021 sind es nur noch 19 Prozent. Dabei sind Abodienste mit Flatrates in der Schweiz deutlich populärer als Angebote mit Einzelmieten, diese gingen 2021 nämlich um 31 Prozent zurück. Schweizer Filme sind übrigens wenig präsent auf VoD-Plattformen: Nur gerade rund 2 Prozent der zum Kauf oder Miete angebotenen Filme und rund 3 Prozent der Filme auf Abonnementsdiensten (SVoD) sind einheimisch. All dies und mehr erfährt man in einer neuen Erhebung des Bundesamts für Statistik, die sich allerdings nur auf Filme, nicht auf Serien bezieht.

Leider lässt sich aus dem Wachstumsrückgang der Streamer nicht schlussfolgern, dass die postpandemische Entwicklung zugunsten der Kinobesuche verläuft. Im Gegenteil: Kinobetreiber und Verleiher klagen seit der Wiedereröffnung der Kinos über gravierende Umsatzrückgänge und Einnahme-Verluste. Wie gross diese effektiv sind und wie die Branche auf die Krise zu reagieren gedenkt: davon handelt unser Fokus in diesem Heft. Dazu gehört auch ein Gespräch mit Laurent Dutoit. Der Westschweizer Verleiher und Kinobetreiber hält eine vermehrte Zusammenarbeit mit Streamingplattformen als mögliche Problemlösung für «Wunschdenken». Denn der VoD-Umsatz hat 2021 nicht einmal 20 Prozent des Kinoumsatzes erreicht. «Zu behaupten, der Markt habe sich verändert und die Leute bezahlten dafür, Filme auf VoD zu schauen, die in den Kinos gelaufen sind, ist schlichtweg falsch». Wie Kino­betreiber auf die Krise reagieren und inwiefern eine Hoffnung (nicht nur) auf mehr Kinoförderung besteht, erfahren Sie auf den folgenden Seiten.

Und jetzt nehme ich Abschied. Zehn Jahre bei Cinébulletin sind genug, es ist Zeit zu gehen. Es war eine gute Zeit und eine oft intensive Arbeit, in der sich die Zeitschrift, die sie einmal war, stark verändert hat: Als ich 2012 anfing, war CB ein hauptsächlich schwarz-weiss gestaltetes Heft mit ein paar Farbtupfern; oben Französisch, unten Deutsch. Eine Website gab es keine, Soziale Medien schon gar nicht. Das heutige Erscheinungsbild entstand nach zwei Relaunches und in Abstimmung mit der 2013 eingeführten Webseite, die sich seither ebenfalls ziemlich gründlich verändert hat und mittlerweile von diversen Newslettern assistiert wird, wie Sie es hoffentlich zu schätzen wissen. Und ich bin sicher, dass in fünf Jahren – Stichwort digitale Transformation – alles nochmals ganz anders aussehen wird.

Von den vier Redaktionskolleginnen und Kollegen aus der Romandie, mit denen ich gearbeitet habe – Emmanuel Cuénod und Winnie Covo, Pascaline Sordet und Adrien Kuenzy – waren die letzten zwei für mich besonders wichtig: Pascaline war nicht nur eine geschätzte Kollegin, sie hat in sechs Jahren vieles angedacht und vorangetrieben. Mit Adrien hätte ich gerne länger als die verbliebenen acht Monate gearbeitet. Ich wünsche ihm nur alles Beste – wie auch Ramon Valle, dem Grafiker und dem gesamten Team, das Cinébulletin, da bin ich mir sicher, nochmals neu erfinden wird. Oder fast.

 

Au revoir, les amis.   

Kathrin Halter
Redaktorin Deutschschweiz

 

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