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Die «Labbies» von Rotterdam

Kathrin Halter
06. Januar 2022

© Melanie Samat

Das Rotterdam Lab bietet eine Mischung aus Weiterbildung und Networking für Nachwuchsproduzent:innen. Franziska Sonder («Loving Highsmith») hat damit gute Erfahrungen gemacht.

Dieses Jahr sind es Thomas Reichlin (Alva Film) und Marisa Meier (Tellfilm), welche für die Schweiz nach Rotterdam reisen. Genauer gesagt: ans Rotterdam Lab, ein Förderprogramm des Filmmarkts CineMart am IFFR für Produzent:innen aus aller Welt. Ermöglicht wird die Teilnahme der beiden Produzent:innen durch Swiss Films. Es sind nationale Filminstitute und Promotionsagenturen, die mit Rotterdam Partnerschaften eingehen und dem Lab jeweils ein bis zwei Kandidat:innen aus ihren Land vorschlagen; für die Schweiz übernimmt diese Rolle Swiss Films. So kommen jährlich bis zu 70 Teilnehmer:innen zusammen. 

Die Auswahlkriterien sind klar: Eine Chance auf Teilnahme haben vielversprechende Nachwuchsproduzent:innen, die mindestens einen Kurzfilm und höchstens zwei Langfilme produziert haben. Und die, ergänzt Andreas Bühlmann, Abteilungsleiter «Festivals & Märkte» bei Swiss Films, wirklich motiviert sind, im europäischen Kontext oder weltweit zu koproduzieren. Die Auswahl ist im Sinne einer Talentunterstützung personen-, nicht projektbezogen. Es gibt keine qualitative Beurteilung von aktuellen Projekten – das sei nicht die Aufgabe von Swiss Films, so Bühlmann. 

 

Zugänglich, niederschwellig

Was ist das Besondere am Rotterdam Lab? Andreas Bühlmann vergleicht das Lab mit Formaten wie «Producers‘ Network» in Cannes oder dem «Visitors Programme» des Berlinale Co-Production Market. Ähnlich wie dort besteht das Angebot in Rotterdam aus Panels, Round Tables und aus Vorträgen zu Themen der Filmfinanzierung von Koproduktionen oder Marketing-Strategien, die von Gästen – erfahrenen Sales Agents, Verleiher:innen, Marketing-Expert:innen oder Produzent:innen – gehalten werden. Auch behält das Festival ihre «Labbies», wie sie von Rotterdam liebevoll tituliert werden, auf dem Radar und verfolgt ihre weitere Entwicklung – das erhöhe die Chance, mit ihren Filmen dereinst ans IFFR eingeladen zu werden. 

Die internationale Vernetzung ist zentral: Die Publikation des «Labbie»-Jahrganges online und in Printform dient als Orientierung für international tätige Produzent:innen und als ideale Einstiegskarte in den CineMart, dem Markt von Rotterdam, dem das Lab angehört. Täglich veranstaltet der CineMart  für alle IFFR-Pro-Gäste und Teilnehmenden «Open Breakfasts» und Lunches, die leicht zugänglich und niederschwellig sind –  erst recht verglichen mit der hektischen Berlinale, die nur kurze Zeit später folgt, wie Bühlmann anmerkt. 

Franziska Sonder hat das ganz ähnlich erlebt. Die Produzentin (Ensemble Film) war 2019 ans Rotterdam Lab eingeladen, wo sie zwei Dokumentarfilme vorstellte: «Brave New Switzerland» von Benny Jaberg und Maurizius Staerkle Drux sowie «Loving Highsmith» von Eva Vitija; der erste Film war damals in Entwicklung, der zweite in der Herstellungsfinanzierung.  

 

Nützliche Kontakte

Gerade im Vergleich zur Berlinale oder zu Cannes sei Rotterdam tatsächlich viel zugänglicher. So habe sie einmal eine etablierte World-Sales-Agentin angeschrieben – in Berlin hätte diese vermutlich gar nicht geantwortet, in Rotterdam konnte Sonder sie nach ein paar Minuten im Begegnungsraum treffen. Weil räumlich gesehen alles überschaubar ist, treffe man dort auch Leute vom Markt, nicht nur vom Lab. Sympathisch seien auch die MitarbeiterInnen von Rotterdam, die sich hilfsbereit um eine familiäre Atmosphäre bemühen. 

Franziska Sonder musste für die beiden Filme im Lab keine Koproduktionspartner:innen finden, hat jedoch viele World-Sales und potentielle KoproduzentInnen für zukünftige Projekte getroffen. Diese und weitere Kontakte haben sich inzwischen bereits als nützlich erwiesen. Wichtig sei vor allem, dass man zielgerichtet nach Rotterdam fahre, mit neuen Projekten und Interesse am Austausch im Gepäck.   

 

Originaltext Deutsch

 

Rotterdam Lab

24.-28. Januar (online);  

31. Januar – 2. Februar (vor Ort)  

Festival: 26. Januar bis 6. Februar

 

Upcoming doc

Anne-Claire Adet
06 Januar 2022

Sichtbare Gemeinschaft

Marianne Wirth und David Wegmüller, künstlerische Leitung Solothurner Filmtage
06 Januar 2022

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