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Erste Blicke auf neue Filme

Kathrin Halter
22. Juli 2021

Markus Duffner © Locarno Film Festival

In der Locarno Pro-Sektion First Look werden Filme in der Postproduktion für ein professionelles Publikum gepitcht. Die zehnte Ausgabe ist der Schweiz gewidmet.  

Zum Jubiläum von First Look ist jetzt also die Schweiz an der Reihe, nach neun Länderschwerpunkten aus Europa und Übersee. Das passt und bringt im zweiten Pandemiejahr etwas Aufbruchstimmung mit sich. Es geht weiter! 

In First Look, einer Industry-Sektion von Locarno Pro, werden jeweils unfertige Filme, insgesamt sechs Titel, einem professionellen Publikum vorgeführt. Sechzig Minuten Rohschnitt als Minimum und noch kein World-Sales: Das sind, neben dem Herkunftsland, zwei der wichtigsten Bedingungen, um bei First Look einreichen zu können. 27 Eingaben gab es dieses Jahr von Schweizer ProduzentInnen, sechs Projekte wurden von der Leitung von Locarno Pro in Absprache mit dem Festivalleiter Giona A. Nazzaro ausgewählt. Fünf Produktio­nen stammen aus der Deutschschweiz, eine aus dem Tessin (siehe Box).  

 

Verkäufe an Weltvertriebe

Die zehnte Ausgabe von First Look ist zugleich die erste, in der Swiss Films als fester Partner mit dabei ist; die Veranstaltung wird ab kommendem Jahr als Swiss Films-Previews weitergeführt. Die Agentur hilft naheliegenderweise bei der Promotion der Projekte und ist auch bei den Präsentationen anwesend, wenn die ProduzentInnen ihren Film pitchen. 

Was aber dürfen sich die Beteiligten erhoffen, welche Erfahrungen hat Locarno Pro in den letzten neun Ausgaben damit gemacht? Es waren laut Markus Duffner vor allem Sales Agents von World Sales sowie Kuratoren von Festivals, die an den Pitchings teilgenommen haben. (Die Gästeliste 2021 war bei Redaktions­schluss noch nicht bekannt). 

So erhofft man sich, auch dank einer «Verkaufs-Dynamik durch die Konkurrenz» (Duffner), Verkäufe an Weltvertriebe, wobei jeweils eine Mindestgarantie vorgesehen ist. Verleiher waren bei den Screenings bisher eher selten anwesend, so Duffner, auch wenn es schon vorkam, dass sich Verleiher an den Kosten der Postproduktion beteiligten, um sich die Rechte für ihr Land zu sichern. 

So hat First Look auch seine Erfolgsgeschichten: Zum Beispiel hatten fast alle serbischen Filme der Ausgabe 2020 später einen Festivalstart; einer davon, «Landscape of Resistance» von Marta Popivoda, lief 2021 in Rotterdam und feierte Schweizer Premiere bei Visions du Réel. Und der brasilianische Film «The Second Mother» von Anna Muylaert, der 2014 bei First Look zu sehen war, feierte 2015 Premiere beim Sundance Festival und lief später im Panorama an der Berlinale. 

 

Änderungsvorschläge für den Schnitt 

Wichtigstes Auswahlkriterium von Filmen, um von First Look aufgenommen zu werden, sei denn auch – passend zum Zielpublikum von Locarno – ein «internationaler Appeal», so Markus Duffner. Zugleich wolle man einen Eindruck von der Jahresproduktion eines Landes geben, mit Filmen aus verschiedenen Sprachregionen und verschiedener Genres, eine gute Mischung zudem aus künstlerisch anspruchsvollen «Festivalfilmen» und «kommerzielleren Produktionen», wie es Duffner formuliert.  

Ziel der Vermittlungsarbeit von First Look ist jedoch nicht nur die Auswertung, ProduzentInnen und Filmschaffende sollen auch ein Feedback erhalten, zum Beispiel Verbesserungsvorschläge für den Final Cut. Es habe immer Regisseure oder ProduzentInnen gegeben, die davon nichts wissen wollen; andere liessen sich gerne beraten.  

Wie weit die Bereitschaft geht, Filme noch umzuschneiden, hängt wohl auch davon ab, wie weit fortgeschritten die Projekte sind. Das ist sehr unterschiedlich: In Locarno wurden schon Filme vorgestellt, die noch nicht fertig gedreht waren; bei anderen fehlte nur noch das Color Grading oder die Filmmusik. 

Und nicht zuletzt geht es bei First Look darum, Partner für die Restfinanzierung und den Abschluss der Postproduktion zu finden. Dazu passt natürlich der neue, grosszügig dotierte «Cinegrell First Look Award» mit Postproduktions-Leistungen im Wert von 50ʼ000 Franken. Hinzu kommen die bisherigen Preise von Le Film Français in Form von Promotionsleistungen (5’600 Euro) sowie ein Sponsoringpreis von Kaiju Cinema Diffusion für einen Plakat-Entwurf (5’000 Euro). 

 

▶  Originaltext: Deutsch

Schweizer Teilnehmer

«De Noche los Gatos son Pardos» von Valentin Merz, Andrea Film

«Las Toreras» (working title) von Jackie Brutsche, Recycled TV Koproduktion Reck Filmproduktion

«The Mies van der Rohes» von Sabine Gisiger, Dschoint Ventschr Filmproduktion

«Semret» (working title) von Caterina Mona, Cinédokké, Koproduktion RSI / Cineworx Produktion

«Réduit» von Leon Schwitter, Rea Televantos und EXIT Filmkollektiv, Koproduktion Sabotage Filmkollektiv

«My old man» von Steven Vit, Lomotion

 

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