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Editorial

26 zu 6

26 Dokumentarfilme, sechs Spielfilme und ein Experimentalfilm. Diese Filme entstehen derzeit in der Schweiz; Filme, die gerade entwickelt, gedreht oder postproduziert werden.*

26 zu 6 also – das sind viermal mehr Dokumentarfilme als Spielfilme. Diese Zahlen mögen ein Stück weit dem Zufall geschuldet sein (Stichdatum war der 14. März), die Tendenz bleibt klar: Die Schweiz ist ein Dokumentarfilmland. Das zeigt sich nicht nur an der Lebendigkeit der Szene und am Renommee, das unsere Dokumentarfilme im In- und Ausland geniessen; es liegt auch an der schieren Zahl.

Im Kino haben die Filme allerdings keinen leichten Stand. Von den 299 Schweizer Dokumentarfilmen, die in den Jahren 2013 bis 2018 in die Kinos gekommen sind, erreichten rund 77 Prozent weniger als 5ʼ000 Zuschauer, knapp ein Drittel (29,7 Prozent) davon sogar weniger als 1ʼ000 Zuschauer (Quelle: ProCinema*). Die glücklichen Ausnahmen von «More than Honey» (255ʼ820 Eintritte) bis «#Female Pleasure» (über 52ʼ800 Eintritte) sind bekannt.

Umso wichtiger sind da die Festivals – und das Fernsehen. Für jene Filmschaffenden, die ein grösseres Publikum anpeilen und vor allem auch regelmässig arbeiten wollen, bleibt die SRG lebenswichtig. Und zwar nicht nur als Koproduzent von Pacte-Filmen, Kino- und Fernsehfilmen also, die im Rahmen des Pacte-Vertrags unterstützt werden. Sondern natürlich auch als Ausstrahlungsort und (demnächst) als Plattform. Am Donnerstagabend zur Primetime schalten bei SRF im Schnitt rund 300ʼ000 Leute zu; das sind im Schnitt sehr viel mehr als jene Zuschauer, die Dokumentarfilme im Kino schauen wollen. Der Erfolg hat allerdings seinen Preis, denn es sind fast immer stark gekürzte Versionen, die wir dann zu sehen bekommen. Über Sendeplätze und weitere Fragen haben wir mit Urs Augstburger und den Filmemacher Luc Schaedler diskutiert; Anlass für das Gespräch ist eine Veranstaltung bei Visions du Réel, wo über die Zukunft des Dokumentarfilms debattiert wird.

Visions du Réel, da besteht kein Zweifel, wird auch dieses Jahr ein Begegnungsort sein, wo künstlerisch ambitionierte, formal auffällige oder auch verstörende Dokumentarfilme ein Publikum anziehen, von dem das Fernsehen nur träumen kann: Interessiert, konzentriert, willens, sich auch auf abwegige Themen, formale Experimente und abgelegene Weltgegenden einzulassen. Filme finden hier auch eine Plattform für den weltweiten Auswertungsparcours.

Wir gratulieren zum Fünfzigsten, voller Vorfreude auf die Jubliläumsausgabe.

Kathrin Halter

 

 

*Die Daten von Swiss Films werden auf unserer Website neu täglich aktualisiert und aufbereitet – schauen Sie rein in die Seite «Schweizer Filme in Produktion»! Neu ist auch die Seite «Box Office» mit Daten von Pro Cinema. Auch diese Seite wird täglich aktualisiert und listet die Kino-Eintrittszahlen von Schweizer Filmen in den drei Sprachregionen (Top 10) sowie aller Filme auf.

 

Bildlegende: «Where We Belong» von Jacqueline Zünd läuft als Schweizer Premiere bei Visions du Réel – und wurde mit SRF koproduziert.

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