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Editorial

Schweizer unter sich

Im Gastkommentar der letzten Heftausgabe kritisiert Christian Schläpfer vom SSFV, dass Schweizer Kino- und Fernsehproduktionen immer öfter Filmtechniker aus dem Ausland engagieren, um Kosten zu sparen. Besonders fragwürdig sei die Praxis bei Produktionen, die vollständig durch einheimische Filmförderung und Gebührengelder finanziert würden; aber nicht nur dort. Trotz künstlerischer Freiheit: Die Suche nach Fachleuten solle in der Schweiz beginnen. Anders sieht es aus, wenn man mit den Augen einer europäischen Produzentin auf unser Land blickt: «Die Schweizer Filmtechniker bleiben unter sich. Wir müssten die Schweizer Talente kennenlernen, aber das ist schwierig, wenn sie nicht reisen. Wie kann ich sie empfehlen, wenn ich sie nicht kenne? Die Schweiz sollte mehr unternehmen und Produzentinnen oder Techniker einladen.» Das sagt Sigrid Dyekjær, die renommierte dänische Dokumentarfilm-Produzentin, die von Cinébulletin über ihre Erfahrungen mit Schweizer Ko-Produktionen befragt wird. Insbesondere kritisiert sie die Verpflichtung bei unserem Koproduktionssystem, Geld in der Schweiz ausgeben zu müssen, um Förderung zu erhalten. In einer «globalen Welt der kreativen Zusammenarbeit» sei das überholt: «Ich will doch meine Mitarbeiterinnen frei auswählen, nicht weil sie einen bestimmten Pass besitzen». Und überhaupt: Schweizer Filme hätten mehr lokalen denn internationalen Charakter, seien im Ausland weniger relevant als für Schweizer. Was immer man von dieser Kritik hält: Sicher trifft Sigrid Dyekjærs Ansicht zu, dass ausländische Ko-Produzenten die Diskussion über die «internationale Relevanz» von Stoffen beleben. Anlass für das Gespräch mit der Dänin war ein Produzententreffen, das im März am Kopenhagener Dokumentarfilmfestival CPH:DOX stattfand und vom BAK und dem Dänischen Filminstitut unterstützt wurde. Mit einigen Schweizer Produzenten, die Sigrid Dyekjær dort kennenlernte, könnte sie sich eine Zusammenarbeit trotz solcher Vorbehalte gut vorstellen – weshalb dem so ist, erfahren Sie in unserem Beitrag Seite 14. Auch für Peter Beck ist der Produktionsstandort Schweiz und sein Verhältnis zum Ausland ein Thema: Im Gespräch erläutert der Produzent und Präsident des Branchenverbands Swissfilm Association, womit die Werbefilmbranche kämpft. Und weshalb er, trotz Auseinandersetzungen um Richtlöhne, Schweizer Filmtechniker immer noch bevorzugt. Übrigens: Edi., der Auftrags- und Werbefilmpreis, wird vierzig. Wir gratulieren!

Kathrin Halter

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