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Editorial

Wenn Regionen auseinanderdriften

So voll sind Kinosäle leider längst nicht immer. Nachholbedarf gibt es vor allem bei Schweizer Filmen in Kinos der Romandie und im Tessin. Hier dürfen Sie Chef sein. Oder Drehbuchautorin: «Late Shift», eine Schweizer Spielfilm-App, bietet Handlungsoptionen an, die an Schlüsselstellen des Films eingeblendet werden. Entscheiden sollen die Zuschauer selber: Sie sind es, die den Helden durch den Plot steuern, auf eines von insgesamt sieben möglichen Filmenden zu. «Late Shift» (Autor: Tobias Weber) ist auch interaktiver Kinofilm – und erprobt neue Formen der Finanzierung, der Distribution und Auswertung. Nach Präsentationen in ausgewählten Kinos läuft er nun am «Neuchâtel International Fantastic Film Festival» (und kommt anschliessend in die Kinos). Am Nifff gibt es mit Amazing Switzerland auch eine neue Sektion, die dem schweizerischen Fantasy-Film gewidmet ist. Lesen Sie dazu unseren Bericht Seite 13. 2015 wurden von allen Kinoeintritten der Schweizer Filme fast 90 Prozent (genau: 89,98%) in der Deutschschweiz erzielt, gerade mal 8,47 Prozent waren es in der Romandie, im Tessin 1, 54 Prozent (so die Zahlen von ProCinema). Der Marktanteil klafft nach Sprachregion also stark auseinander. Zahlen, die konsternieren – auch den Geschäftsführer von Cinéforom, Gérard Ruey. Im Gespräch mit meiner Kollegin Pascaline Sordet äussert er sich auch über die miserable «Sichtbarkeit» von Schweizer Filmen in Kinos der Westschweiz und was man seiner Ansicht nach dagegen – oder besser für die Filme – tun könnte. Auch von der steigenden Flut von Gesuchen ist im Gespräch die Rede, diesmal bei Cinéforom, zudem von der eher selten beachteten Tatsache, dass erfahrungsgemäss viele Gesuchsteller nur ein einziges Mal unterstützt werden – was etwas über mangelnde Arbeitskontinuität aussagt. Föderalismus wird hierzuland manchmal bis zum Extrem ausgelebt. Er treibt dann so absurde Blüten wie im Fall der Altersfreigaben für Kinofilme, wo immer noch kantonal unterschiedliche Regelungen überleben, obwohl seit 2013 eigentlich eine «Schweizerische Kommission Jugendschutz im Film» existiert. Nun tut sich etwas: Im Kanton Zürich entsteht gerade ein «Gesetz über den Jugendschutz bei öffentlichen Filmvorführungen und Trägermedien»; soeben wurde die Vernehmlassung abgeschlossen. Und beim Bund wird eine gesetzliche Regelung zum Kinder- und Jugendmedienschutz geprüft. Drei Beiträge in diesem Heft gehen der Thematik nach. 

Kathrin Halter

Unsere aktuelle Nummer (PDF)

Themen n°487,