Nina Scheu, Redaktorin
Im Januar mag draussen noch alles steif und starr sein, wie es Emil Steinberger in seinen Bauernregeln einst feststellte, aber in der Schweizer Filmszene bewegt sich zu Jahresbeginn nur umso mehr. Wer in der Branche etwas zu sagen hat, fährt zu den Filmtagen nach Solothurn. Die jährliche Rückschau auf das Schweizer Filmschaffen ist wichtig, nicht zuletzt als Schaufenster für die siebente Kunst in diesem Land. Seit den Anfängen richtet man in Solothurn den Blick aber nicht nur zurück, sondern schaut auch nach vorn und diskutiert mitunter heftig über die Zukunft des Schweizer Films. Und diesmal gibt es viel zu bereden: 2011 wird ein Jahr der Veränderung sein, ein Jahr der Entscheidungen. Neue Köpfe werden wichtige Positionen besetzen, neue Reglemente müssen ausgehandelt werden, neue Weichen werden gestellt.
Einige Weichen stellen könnte beispielsweise der «Abschlussbericht zum Strategieprozess auf dem Monte Verità», den wir im Artikel links auf dieser Seite unter die Lupe nehmen. Das rund fünfzigseitige Dokument bietet keine Lösungen an, sondern Ideen, die weiterentwickelt werden können – oder auch nicht. Weichen stellt ausserdem der Pacte de l'audivisuel, den erstmals Urs Fitze mit der Filmbranche aushandeln wird. Wer ist der Nachfolger von Alberto Chollet als Koordinator TV in der Generaldirektion der SRG? Wir stellen ihn vor.
Über den neuen Kopf im Bundesamt für Kultur wollen wir hier nicht spekulieren. Vierzig Bewerberinnen und Bewerber haben ihre Dossiers eingereicht. Das sind doch einige mehr, als die fünf bis zehn Kandidaten, die seit Monaten in den Suppentöpfen der Gerüchteküche brodeln. Ob all der Diskussionen um Posten, Förderkonzepte und Verträge droht mitunter die Kunst vergessen zu gehen. Davon können die Komponisten von Filmmusik ein Lied singen: Auch wenn die Mehrzahl der Leute, die man auf Hitchcocks «Psycho» oder Spielbergs «Jaws» anspricht, spontan die Titelmusik summen würden. Um ins Bewusstsein zu rücken, dass Filme auch mit den Ohren «gesehen» werden, sprachen wir mit verschiedenen Komponisten über die Umstände, unter denen hierzulande Filmmusik entsteht. Auch da gäbe es viel zu diskutieren, und Weichen, die gestellt werden müssten.