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Editorial

CB aus der Sicht des BAK

Françoise Deriaz, Chefredaktorin

«Trotz des offenkundigen Gespürs für Cadrage und Szenenauflösungen ist ‹Tempête estivale› ein allzu formschönes Gebilde ohne Ecken und Kanten, wie die polierten Steine am Strand …»
«Den von der üppigen Ausstattung in den Schatten gestellten Figuren in ‹Gangsters enragés› wird auch die Erzählung nicht gerecht: Zwischen zwei Schlägereien wird möglichst bequem versucht, das Spannungsdefizit mit der Off-Stimme des Helden wettzumachen …»
«Distanzierung und Leichtigkeit lassen Franck D. zu den ersten Augenblicken der Erregung zurückfinden – Liebe auf den ersten Blick für einen Film. Eine echte Begegnung findet statt zwischen einer Person, einer Geschichte und einer Kamera; intim und wunderbar …»
«Ohne die Selbstgefälligkeit einer Satire zu vermeiden, die vom Gegenstand ihres Spotts fasziniert ist, bietet Jacques M. Pierre D. die Rolle eines frohlockenden Schurken. Das Satirische seines ersten Langfilms zeigt sich schon in den ersten Szenen: Der honigsüsse Showmaster einer fragwürdigen Fernsehsendung, von dem sich die Gäste, in Tränen aufgelöst, verabschieden, lässt hinter den Kulissen seine Maske fallen …» Richtig, bei den vorangehenden Zeilen handelt es sich um Filmkritiken. Der Vorschlag, die Zeitschrift der Schweizer Film- und Audiovisionsbranche zu erweitern, ist keine Flause der Redaktion: Er stammt vom Bundesamt für Kultur (BAK), das bereit ist, seine Unterstützung für CB zu erneuern – nicht aber, seinen Beitrag um die verlangten 30'000 Franken aufzustocken –, allerdings unter bestimmten Voraussetzungen, die den Inhalt von CB betreffen. In seinem Schreiben lobt das BAK die Kontinuität, Professionalität und «unbestreitbare Informationsarbeit für die Film- und Audiovisionsbranche». Insbesondere anerkennt es, dass CB «die Kohäsion des Filmschaffens auf Bundesebene merklich stärkt». Doch dann ändert der Ton: «Das BAK ist bereit, […] eine neue Leistungsvereinbarung für zwei Jahre über einen Beitrag von 80'000 Franken jährlich auszuhandeln [22,34 % der 358'000 Franken, die das CB im Jahr 2009 kostet]. Im Rahmen der Verhandlungsgespräche sollte jedoch über mögliche Massnahmen nachgedacht werden, die CB im Hinblick auf eine vertiefte, analytische und kritische Berichterstattung über das aktuelle Filmgeschehen, das Filmschaffen, insbesondere im schweizerischen Kontext, ergreifen könnte. Aus Budgetgründen ist es uns leider nicht möglich dem Finanzierungsgesuch vollumfänglich zu entsprechen» [aus dem Französischen übersetzt]. Mit anderen Worten: Das BAK äussert den Wunsch, CB möge innerhalb von zwei Jahren ein neues Konzept ausarbeiten, ein Team von Filmkritikern bilden, eine neue Vorlage entwickeln, Offerten einholen und Tests durchführen. Ausserdem soll es die 46 Verbände und Institutionen des Trägervereins – die CB jährlich mit 139'000 Franken unterstützen – davon überzeugen, dass die Statuten geändert werden müssen, dass der Vorschlag, Filmkritiken im CB zu veröffentlichen, nicht skurril ist, sondern dass es wunderbar wäre, eine überschwängliche oder bissige Kritik des neuesten Films von Andrea Staka, Samir, Ursula Meier, Fredi M. Murer, Jean- Stéphane Bron, Fanny Bräuning, Christian Frei, Fulvio Bernasconi, Frédéric Mermoud, Bettina Oberli und allen weiteren Filmschaffenden lesen zu können. Sollte man CB und seine relevanten Kritiken in einem nächsten Schritt auch dem breiten Publikum zugänglich machen, es am Kiosk verkaufen oder einer Gratiszeitschrift beilegen? All diese Vorstösse, Studien und Kostenaufstellungen haben natürlich ihren Preis, den CB gegenwärtig nicht zahlen kann, auch nicht in den kommenden zwei Jahren. Natürlich käme eine Presserevue im Internet in Betracht, doch auch dies impliziert zusätzliche Kosten, die im Moment nicht tragbar sind: Bezahlung von Rechten an die Verleger, Übersetzungen und Anstellung einer Sachbearbeiterin mit Fingerspitzengefühl. Bis anhin betrafen die an CB adressierten Vorwürfe tatsächlich die Kritik. Aber nicht die Filmkritik, wie sie das BAK im CB lesen möchte, sondern die Kritik an den Institutionen. CB solle bissiger sein, klarer Stellung beziehen, öffentlich anprangern, Interessen verteidigen ... Tatsächlich dürften einige in der Filmpolitik engagierte Köpfe nach der Lektüre des CB in ihren Erwartungen manchmal enttäuscht sein, doch Hunderte Filmschaffende, die ihrerseits zur Herstellung und Verbreitung der Schweizer Filme beitragen, schätzen es, jeden Monat über das Filmschaffen in der Schweiz informiert zu werden. CB hat es stets vermieden, Öl ins Feuer der Debatten zu giessen, die sein 34-jähriges Bestehen gewürzt haben. Vielmehr möchte es seine Funktion wahrnehmen als Bindeglied zwischen den Sprachregionen des Landes und zwischen den Akteuren der ganzen Filmbranche: zwischen Kinobetreibern und Filmschaffenden, zwischen Festivals und filmtechnischen Betrieben, zwischen Filmtechnikerinnen und Verleihern, zwischen den Institutionen und der Filmkomposition... Wir laden Sie ein, uns zu allen offenen Fragen Ihre Meinung, Vorschläge und Kommentare zukommen zu lassen ([email protected]). Bis dahin wünschen wir Ihnen einen schönen Sommer! PS: Das nächste CB erscheint im August (Doppelnummer Juni-Juli!)

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Themen n°404-405