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Editorial

Festivals wie Pilze

Françoise Deriaz, Chefredaktorin

Vom 23. bis 29. April feiert Visions du Réel sein 15-jähriges Bestehen – oder vielmehr seines zweiten Lebens. Denn das Schweizer «Hochamt» des Dokumentarfilms hatte seinen Sitz schon lange zuvor in Nyon, genauer: seit 1969. Auf Initiative von Jean Perret erhielt die Veranstaltung 1995 einen neuen Namen und neuen Auftrieb (siehe Seite 8). Hinter der jugendlichen Erscheinung und der Dynamik von Visions du Réel verbirgt sich also eines der «historischen» Festivals unseres Landes. Es geniesst das Vertrauen des Bundesamts für Kultur, das europäische Media-Programm unterstützt seinen Markt, und seine Zukunft scheint gesichert. Dennoch schlugen die Geldgeber am Forum Kultur und Ökonomie, das im März in Thun stattfand, Alarm. «Sie schiessen wie Pilze aus dem Boden: In 30 Jahren hat sich die Zahl der Festivals in Europa verfünfzehnfacht. […] Heute bedrängen Festivals die traditionellen Kulturhäuser», sagen sie. Dass die Liste der Festivals tatsächlich immer länger wird, ist auch aus der entsprechenden CB-Rubrik ersichtlich. Und die Auszeichnungen vervielfachen sich ebenfalls. Jüngstes Beispiel: Die Einführung des Prix de Soleure, der als Konkurrent zum Schweizer Filmpreis gesehen wird. Doch der Glanz und das Echo auf die feierliche Verleihung der Quartze 2009, am 7. März erstmals in Luzern, fegten diese Befürchtungen vom Tisch. Die grosse und verdiente Gewinnerin des Abends war Ursula Meier mit «Home» (siehe Seite 6). Nun ist das Fest vorbei, und die Kontroverse um die Organisation des Anlasses nimmt konkrete Formen an: Die Stiftung Swiss Films will sich nicht verdrängen lassen und bringt hier ihre Argumente vor (siehe Seite 12).

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Themen n°402