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Editorial

Schweizer Kultur à la SVP

Françoise Deriaz, Chefredaktorin

«Guter Journalismus soll fair, sachlich und professionell sein. Motiv eines guten Journalisten muss es sein, die Wirklichkeit abzubilden statt seinem politischen Standpunkt zum Durchbruch zu verhelfen und ihm missliebige Personen oder Parteien zu verunglimpfen», verkündet die SVP in ihrer Wahlplattform 2007- 2011. Am Tag nach dem Vormarsch der Partei veröffentlicht CB unparteiisch Auszüge aus ihrem kulturellen Kredo: «[…] jede ‹Staatskultur› (auch die Unterordnung unter den EU-Kulturdirigismus) gefährdet die kulturelle Freiheit und Vielfalt und führt zu korruptionsähnlichen Mauscheleien zwischen Politikern und Kulturschaffenden. Stattdessen ist das private Mäzenatentum gezielt zu fördern und steuerlich zu begünstigen. Kultur ist grundsätzlich weder Sache des Bundes noch der Kantone noch der Gemeinden. Kultur ist primär Sache der Kultur. […] In der Kulturpolitik und insbesondere in der Filmförderung stellt sich die Frage, ob sich die etatistische oder die freiheitliche Linie durchsetzt. Das Infragestellen und Streichen von Fördermitteln darf nicht mit ‹Zensur› verwechselt werden.» Kurz, die SVP «befürwortet eine lebendige, freie Kultur und bekämpft jede Art von ‹Staatskultur›; will privates Mäzenatentum steuerlich begünstigen; setzt sich dafür ein, dass Kulturförderbeiträge nicht unter Diskriminierung der Volkskultur verteilt werden; bekämpft die staatliche Bevorzugung des linken Kulturschaffens und die verfilzten Förderungsstrukturen». Die Fragen: Wer wird die politische Färbung des Kulturschaffens bestimmen, und wie? Wird man allen Künstlerinnen und Künstlern einen Chip einpflanzen und ihre politische Zugehörigkeit in ihren Körper einkerben müssen? Das Problem: Wie geht man mit den Überläufern um, das heisst, mit den roten Schafen, die heimlich ins rechte Lager, und mit den weissen Geissböcken, die heimlich ins linke Lager eindringen?

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Themen n°385