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Editorial

Tanner hält den Kurs

Françoise Deriaz, Chefredaktorin

Alain Tanner, der im Jahre 2007 78 Jahre alt sein wird, ist in seinem Geist noch immer 25 Jahre alt – wenn nicht sogar jünger. Um sich davon zu überzeugen, blättere man im Buch Ciné-Mélanges (Le Seuil), das er soeben veröffentlicht hat – ein buntes Durcheinander von Erinnerungen des klein wenig bärbeissigen und doch fröhlichen Abweichlers, gepaart mit seiner Begeisterung und seiner Überzeugung, dass Kino nur einem inneren Drang entspringen kann. Im nächsten CB werden wir aus Anlass dieses Buchs und zweier Filme, Pierre Maillards «Alain Tanner, pas comme si, comme ça» und des Plan-Fixe-Portraits des Cineasten von Jean Perret, auf den Regisseur zurückkommen. Auch wenn Tanner nicht mehr filmt – schweigen tut er nicht. Und sei es nur, um den lauernden Totengräbern der 68er-Bewegung zu widersprechen, deren Stimmen sich aus Bern und Paris melden. Damals war Tanner 39 Jahre alt, und in jenem Umfeld entstand sein erster Langfilm «Charles mort ou vif» mit dem Untertitel «Une petite fresque historique». Ist es nicht der selbe poetische und befreiende Atem, der «Vitus», wie einst die Filme Tanners, um die Welt trägt? Statt zu abzuwarten, ob kaltes Wasser künftig kochen kann, wäre es gescheiter, die noch warme Glut solcher Lust auf Kino anzufachen.

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Themen n°380-381