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Editorial

Editorial

Françoise Deriaz, Chefredaktorin

Ein Literaturstudium ist Humus für die Schreibkunst, doch gehen nicht zwingend Schriftstellerinnen oder Dichter daraus hervor. Beim Film ist das anders. Begünstigt durch den Ausbildungsspielraum auf Bundes- und Kantonsebene, entstanden in den letzten zwanzig Jahren überall in der Schweiz Schulen. Genf, Lausanne, Zürich, Luzern und Lugano sind die offiziellen Institutionen, öffentliche und private Institute ergänzen die Palette. Jedes Jahr werden Dutzende von Studierenden aufgenommen, und alle möchten Filmemacher werden. Die Universitäten in Lausanne, Zürich, St. Gallen und im Tessin haben ihr Angebot ebenfalls auf Filmgeschichte und Filmtheorie ausgedehnt, und auch hier streben zahllose Studierende einen Beruf als Kritiker, Historikerin oder... Filmschaffender an. In diesem Kontext ist die Einführung des europäischen Bologna-Modells zu sehen, gegen das sich Widerstand abzeichnet. Es sieht zwei Diplomtypen vor: den Bachelor nach dreijährigem Grundstudium und den Master nach weiteren anderthalb bis zwei Ausbildungsjahren. Im Rahmen des Réseau Cinéma CH brüten nun die Akteure der Ausbildung über einer neuen Verteilung der Kompetenzen (siehe nebenstehenden Artikel), vorderhand allerdings ohne die Verzettelung in der Ausbildung zu hinterfragen, obwohl viele Stimmen die Errichtung einer einzigen grossen Filmschule fordern. In der Ausbildung wie im Film gilt: je mehr Bewerber, desto eher ein Erfolg, doch einen Haken hat diese Erkenntnis: Die für die Schweizer Produktion verfügbaren Mittel folgen nicht derselben Progressionskurve. Die selektive Filmförderung des Bundes hat sich in zehn Jahren von 7,8 auf 16 Millionen Franken erhöht, und mehr schweizerische Werke schaffen den Weg auf die Leinwand. Doch die amerikanischen Filme überschwemmen noch immer den Markt, und von diesem Riesengewinn fällt für die Schweizer Produktion nichts ab (siehe Artikel auf Seite 18). Geht man von Ausbildungskosten in Höhe von 1,5 Millionen Franken je Student an einer Filmschule aus, so wäre es absolut unverantwortlich, den Filmkredit von 36 Millionen Franken im Jahr 2005 um 4 Millionen zu kürzen, wie es das Parlament, glaubt man den Unkenrufen, noch dieses Jahr beschliessen könnte.

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Themen n°350