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Elene Naveriani bei der Quinzaine des cinéastes

Adrien Kuenzy
25. Mai 2023

Elene Naveriani hat Malerei an der State Academy of Art in Tiflis, der Hauptstadt von Georgien, studiert. © Khatia Psuturi

Elene Naveriani präsentierte siese Film «Blackbird Blackbird Blackberry», der von Alva Film produziert wurde. Naveriani hat an der HEAD in Genf studiert. Im Anschluss an die Vorführung erfuhr sier grosse Anerkennung. 

Am Samstagmorgen durchbrachen die ersten Sonnenstrahlen die Decke des Théâtre Croisette, des legendären Veranstaltungsortes für das Programm der Quinzaine des cinéastes, einer der parallelen Sektionen des Filmfestivals von Cannes. Nach der Vorführung siese dritten Spielfilms «Blackbird Blackbird Blackberry» (und langem Applaus) stellte sich sier aus Georgien stammend Elene Naveriani offen dem Frage- und Antwortspiel. Der von der Schweizer Produktionsfirma Alva Film produzierte Film erzählt das Leben von Etero, die mit 48 Jahren endlich lernt, in der Liebe loszulassen, obwohl sie sich vorgestellt hatte, ihr ganzes Leben lang Single zu bleiben. Während aufkommende Gefühle ihre Gewissheiten erschüttern, stellt sie ihre Unabhängigkeit nie infrage. 


Leben am Rande der Gesellschaft

Elene Naveriani, studierte an der Haute école d'art et de design in Genf, erzählte dem Publikum, was sier dazu bewogen hat, diesen Film zu drehen: «Etero, diese Figur aus einem Buch, hat mich durch ihren Mut und ihre Art, ihr Leben zu führen, sehr inspiriert. Ich wollte von einer Person mittleren Alters erzählen, die im Kino kaum vorkommt. Von ihrer Lust auf Sex und all ihren Wünschen. Eine Frau um die 50 wird oft als "veraltet" angesehen. Das ist völlig unfair». 

Ich wollte von einer Person im mittleren Alter erzählen, die im Kino kaum vertreten ist. Von ihrer Lust auf Sex und all ihren Wünschen.

Elene Naveriani, Filmschaffende

 

Um die Figur der Etero zu verkörpern, wählte Elene Naveriani die Schauspielerin Eka Chavleishvili, mit der sie bereits bei ihrem zweiten Spielfilm «Wet Sand» zusammenarbeiten konnte. «Diese Rolle war wie für sie gemacht. Da sie eine Theaterschauspielerin ist, haben wir viel daran gearbeitet, ihr Spiel nüchterner und damit filmischer zu gestalten.»

Als dem Publikum das Wort erteilt wurde, fragte eine Zuschauerin, warum der Film so viele rohe Szenen enthalte, «obwohl ich mir gut vorstellen kann, dass man ab einem gewissen Alter weniger Komplexe wegen seines Körpers hat», fügte die Person hinzu. Naveriani antwortete sofort: «Ich glaube nicht, dass das, was Sie sagen, wahr ist. Alle Menschen haben Tabus, und zwar in jedem Alter. Als Etero zum ersten Mal Sex hat, wollte ich einfach zeigen, was bei diesem wichtigen Schritt im Leben passiert. Auf der Seite der Regie musste dies durch einen Körper geschehen, der mir keine Angst macht, ihn zu filmen, so wie er ist».

Anmerkung: Sier und siese sind mögliche Pronomen, die für Personen benutzt werden können, die sich als non-binär identifizieren.

Zwei Fragen an Elene Naveriani

Anlässlich der Weltpremiere von «Merle merle mure» (englischer Titel «Blackbird Blackbird Blackberry» haben wir Elene Naveriani am mondänen Strand in Cannes getroffen und über die Förderbedingungen für ihre Filme gesprochen. Die Fragen stellte Teresa Vena. 

 

Wie beurteilen Sie die Finanzierungssituation für Ihre Filme in der Schweiz?

Der Ort, an dem ich lebe, nimmt mich sehr an. Meine Filme werden gut unterstützt. Natürlich ist es an sich schwierig, eine Finanzierung zu finden, das ist nicht selbstverständlich. Aber so weit, so gut, würde ich sagen. Ich bin sehr glücklich, dass es Menschen gibt, die mich unterstützen. Es ist eine grosse Chance und ein grosses Privileg für mich, dass ich die Möglichkeit habe, diese Filme zu machen. Ich empfinde es auch als eine grosse Verantwortung, etwas zu repräsentieren, das auch ein Teil der Schweiz ist. 

 

Wäre es Ihrer Meinung nach schwieriger, den Film in Georgien zu produzieren?

Es ist sehr schwierig, in Georgien politischere Filme zu drehen. An sich sind Filme sehr schwer zu finanzieren und unterliegen einer strengen Zensur. Es ist nicht einfach, mit der Regierug, die gerade an der Macht ist. Eigentlich katastrophal. Ich wünschte, die Filmemacher und Filmemacherinnen in Georgien hätten ein vernünftiges Finanzierungssystem, denn es gibt viele Menschen, die hart zu kämpfen haben.

Kurzbio

Elene Naveriani lebt ist in der Schweiz lebende Filmschaffende mit georgischen Wurzeln. Sier machte sierse Abschluss an der Haute École d'Art et de Design in Genf gemacht hat. Durch sierse Arbeit beleuchtet sier unsichtbare Geschichten, indem sier Raum für marginalisierte Leben schafft. Sierse erster Spielfilm «I Am Truly A Drop Of Sun On Earth» (2017) wurde auf dem Internationalen Filmfestival Rotterdam uraufgeführt und erhielt mehrere Preise auf internationalen Filmfestivals. Elene Naveriani hat auch zwei weitere Kurzfilme gedreht, darunter «Red Ants Bite», der für den Schweizer Filmpreis als bester Kurzfilm nominiert wurde. Im Jahr 2021 wurde sierse zweiter Spielfilm, «Wet Sand», am Locarno Film Festival uraufgeführt.

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