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Ein Balanceakt


06. Juni 2016

Das System funktioniert. Trotz Kontroversen, gegenteiliger Meinungen und unterschiedlicher Ansichten findet zwischen der Filmbranche und der Politik eine intensive Diskussion statt. Sie bildet die Grundlage für ein Filmförderungssystem, das sich in ständigem Wandel befindet, zwangsläufig unvollkommen ist und dennoch funktioniert.

Von Nahem betrachtet, könnte man den Eindruck gewinnen, dass jeder versucht, die Waagschale mit dem Geld auf seine Seite zu ziehen – oder zumindest nicht zu seinen Ungunsten kippen zu lassen. Doch mit ein bisschen mehr Distanz und anhand der Statistiken merkt man, dass alle Beteiligten sich um ein Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Akteuren und Sprachregionen bemühen. Die Subventionen des Bundesamts für Kultur, obwohl sie manchmal Frustrationen bewirken, sind alles in allem recht ausgewogen. Dennoch ist das Gleichgewicht fragil, wie unser Gast-Kommentator Jann Preuss betont. Und wenn nicht alle Herstellungsphasen – vom Treatment bis zur Postproduktion – richtig unterstützt werden, schwächt dies das Ergebnis.

Das Publikum seinerseits muss immer wieder neu verführt werden. Die Zahlen mögen zwar oft enttäuschen – darauf werden wir zurückkommen müssen –, doch die Bemühungen gehen in die richtige Richtung. Mit der Verpflichtung, einen Teil der Schweizer Filme künftig mit einer Audio­deskription zu versehen, wird die kulturelle Teilhabe verbessert. Und indem Filme ihre Stoffe in der Literatur suchen, schaffen sie eine Verbindung zwischen unterschiedlichen Ausdrucksformen. Es gibt kein Patentrezept, keine Zaubermittel, nur Versuche, Bemühungen und die Lust, etwas entstehen zu lassen. Das spüre ich in den Gesprächen immer wieder.

Besonders rund um die Themen, die wir in der vorliegenden Heftausgabe behandeln, sind Debatten wichtig und werden lebhaft geführt. Die Interessengruppen, Verbände und politischen Kreise haben ihre jeweils eigenen Bedürfnisse und Ziele, die auf einen Nenner gebracht werden müssen. Doch ob es nun um die Zusammensetzung oder die Funk­tionsweise der Kommissionen, um den Ausbau eines bestehenden Systems wie Succès Cinéma oder um die Einführung eines neuen Förderinstruments geht: Solche Diskussionen sind auch ein Zeichen für eine vitale Schweizer Filmbranche. Wir haben verschiedenen Leuten das Wort gegeben, damit wir uns ein Bild der vergangenen Verhandlungen wie der folgenden Diskussionen machen können. 

Eine Frage bleibt offen: Welches Verhältnis wünschen wir zwischen der selektiven Förderung, deren Kriterien die künstlerische Qualität berücksichtigen, und der automatischen Förderung, deren Förderregeln mehrheitlich quantitativer Art sind? Erstere unterstützt ein vielfältiges Filmschaffen, das verschiedenartigen Stimmen Ausdruck verleiht und dem Nachwuchs als Sprungbrett dient, während die zweite die wirtschaftliche Kraft und die kommerzielle Relevanz der Werke belohnt. Zwei Ansprüche, die durchaus vereinbar sind, deren Gleichgewicht aber fragil bleibt. In dieser Spannung liegt die Besonderheit des Kinos, das sich zwischen Kunst und Industrie bewegt. Über diese Fragen sollte die gesamte Branche weiter nachdenken, auch indem sie bei ihren Filmen das Publikum im Kopf behält. 

Pascaline Sordet

In Treatment?


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