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Dokumentarfilm nutzt neue Animationstechnik

Teresa Vena
26. Mai 2023

Ein Schauspieler haucht Samirs Avatar Leben ein, Rechts Produzent Levin Vieth. © Dschoint Ventschr

Computerspieleentwickler und Filmemacher haben eine unterschiedliche Wahrnehmung von Raum und Zeit. Die Vermischung der jeweiligen Arbeitsmittel ermöglicht aber neue Ausdrucksformen. Diese macht sich Samir in seinem aktuellen Dokumentarfilm zunutze.

Ob Stop-Motion, gezeichnete oder computergenerierte Illustrationen, alle Techniken der Animation finden im «Animadok» ihre Anwendung. Meist ist es die verfremdende Wirkung, die dabei angestrebt wird, vielfach erlaubt die Animation auch Ergänzungen und Aussagen, die mit dem real gefilmten Material nicht möglich wären.

So verhält es sich auch bei «Die wundersame Verwandlung der Arbeiterklasse in Ausländer» von Samir. Neben dem zahlreichen Archivmaterial und den neu aufgenommen Interviews, die dem Film zugrunde liegen, greift der Regisseur auf animierte Episoden zurück, die ungefähr fünfzehn Minuten des Langfilms ausmachen werden. In die Zeugnisse von Migranten und Migrantinnen webt Samir Szenen seiner eigenen Lebensgeschichte ein. Dafür hat er sich fünf Avatare geschaffen, die ihn jeweils in einem anderen Alter darstellen.

 

© zvg

 

Als Produzent von «Chris the Swiss» hat Samir bereits Erfahrung mit Animation. In Anja Kofmels Film sind 37 Minuten Animation enthalten, die zwei Jahre in der Herstellung benötigten und 80 Prozent des 2,5 Millionen-Budgets verschlangen. Schneller und günstiger sollte es dieses Mal werden. Möglich macht es die gemeinsame Nutzung von Motion-Capture- und Computerspieltechnologie, die von den jungen Unternehmen Quantum Stage (Winterthur) und Blindflug (Zürich) umgesetzt wird. Für die Animation hat man knapp ein Jahr und 400’000 Franken (wovon 100’000 vom italienischen Koproduzenten stammen) des 1 Million hohen Gesamtbudgets aufgewendet. 

 

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«Im virtuellen Raum ist viel mehr möglich als auf einem vorgegebenen Set», sagt Samir. «Das könnte die Zukunft des Filmemachens werden», meint er weiter und bezieht sich auch darauf, dass es sich dabei um eine auf verschiedenen Ebenen Ressourcen sparende Arbeitsweise handelt. Noch ist die Verwendung der Unreal Engine-Software aber auf die Computerspielbranche ausgerichtet. Ergänzt durch das Modul MetaHumans, des gleichen US-amerikanischen Entwicklers, war es für Samirs Film möglich, menschliche Figuren zu gestalten, die dann über die Motion-Capture-Technologie von Schauspielern, die ganz im traditionellen Sinn Spielanweisungen durch den Regisseur erhielten, in Echtzeit belebt wurden.

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